Angefangen hat er als Kabarettist, doch Josef Hader hat sich längst auch als Schauspieler und Regisseur einen Namen gemacht. Der 55-Jährige Österreicher verkörperte den grantigen Detektiv Brenner in den Fernsehkrimis nach den Vorlagen des Schriftstellers Wolf Haas. Im vergangenen Jahr spielte er Stefan Zweig in dem hochgelobten Exildrama „Vor der Morgenröte“. Und sein eigenes, bitterböses Regiedebüt „Wilde Maus“ mit ihm selbst als kaltgestelltem Musikkritiker in der Hauptrolle lief auf der Berlinale.
Amüsanter geht es in der quirligen Fernsehkomödie „Die Notlüge“ zu, die heute um 20.15 Uhr im Ersten läuft. In dieser Koproduktion von Österreichischem Rundfunk (ORF) und ARD verkörpert Hader den erfolgreichen Fernsehmoderator Hubert, dessen alles andere als heile Patchworkfamilie beim 80. Geburtstag der Mutter zusammenkommt. Der konfliktscheue Hubert wagt es nicht, seiner Mutter (Christine Ostermayer) zu gestehen, dass er sich von seiner Frau Helga (Brigitte Hobmeier) getrennt hat. Also spielen die beiden für einen Tag weiter Ehepaar, während Huberts aktuelle Freundin Patricia (Pia Hierzegger) und Helgas neuer Partner Wolfi (Andreas Kiendl) zunächst noch gute Miene zum bösen Spiel machen.
Aber schnell zeigen sich die tiefen Risse im nur mühsam verputzten Familiengebäude. Hubert entpuppt sich als Opportunist, der weder Ex-Frau noch Freundin oder seine zwei Kinder wirklich ernst nimmt und stattdessen mit seinem Einkommen prahlt. Aber auch für die von ihrem neuen Freund Wolfi schwangere Helga ziehen erste Gewitterwolken am Beziehungshimmel auf. Und die ins Abseits manövrierte Patricia hält das rotweinbefeuerte Palaver schließlich nicht mehr aus und verschwindet in Richtung Straßenbahnhaltestelle.
Lustvoll prallen in dieser gut besetzten, melancholisch eingefärbten Komödie in der Regie von Marie Kreutzer („Die Vaterlosen“) die Gegensätze aufeinander. Pia Hierzegger, die im Film Huberts Freundin spielt und im richtigen Leben Haders Lebensgefährtin ist, schrieb das Drehbuch. „Es hat mich interessiert, mir die verschiedenen Perspektiven anzuschauen, aber ich glaube auch, dass es hier kein Richtig und kein Falsch gibt, sondern dass jeder für sich selbst entscheiden muss. Dass daraus diese Lügengeschichte geworden ist, ist beim Schreiben entstanden“, sagt sie.