Unverheiratete Frauen werden Fräulein genannt, Führerschein ist Männersache und Rock ’n’ Roll der Tanz der aufbegehrenden Jugend – im Dreiteiler „Ku’damm 56“ ließ das ZDF vor zwei Jahren die Bundesrepublik der Fünfzigerjahre wieder aufleben. Von diesem Sonntag um 20.15 Uhr an setzt der Mainzer Sender die Saga um die Berliner Tanzschulenchefin Caterina Schöllack (Claudia Michelsen) und ihre drei Töchter fort. „Ku’damm 59“ heißt die Produktion von Sven Bohse nach dem Drehbuch von Annette Hess („Weissensee), die die Geschichte der widerspenstigen Monika Schöllack (Sonja Gerhardt) und ihrer Schwestern Helga (Maria Ehrich) und Eva (Emilia Schüle) weitererzählt.
In drei Folgen schwelgt das ZDF wieder in den Dekors einer längst vergangenen Epoche der deutschen Nachkriegszeit. Die Produzenten Benjamin Benedict und Nico Hofmann („Unsere Mütter, unsere Väter“) haben an Ausstattung nicht gespart, man sieht auf den Straßen die chromblitzenden Autos jener Jahre, auch in den Innenräumen stimmen die Details, die Petticoats der Frauen und die Anzüge der Männer sitzen wie angegossen.
Auch diesmal hat die Autorin ein Sittengemälde der „Biederen Republik Deutschland“ gezeichnet, über der noch die Schatten der nationalsozialistischen Vergangenheit liegen. Aber die ehernen Konventionen geraten nun immer mehr ins Wanken. Von Beginn an ist klar, wer das Geschehen voranbringt. Es sind die Frauen, die im Kleinen die Modernisierung der Republik beschleunigen und sich allmählich aus dem Griff der im Krieg beschädigten Männer befreien.
Der Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben treibt auch die Schöllack-Schwestern an. Sie lehnen sich auf gegen Mutter Caterina, die auf Anpassung setzt, koste es, was es wolle. „Ku’damm 59“ ist vor allem ein Schauspielereignis. Michelsen, Gerhardt, Ehrich und Schüle, aber auch die Darsteller ihrer Männer – von Heino Ferch bis Sabin Tambrea – geben der Trilogie Glaubwürdigkeit und Tiefe.