Anwälte haben es auch nicht leicht – vor allem dann, wenn ihnen plötzlich eine freche junge Frau gegenübersitzt, die durch eine gewisse Lebensklugheit fast alles besser weiß. Wie es dem Anwalt und seiner Bürogehilfin ergeht, ist nun zu verfolgen in der neuen zehnteiligen Serie „Jenny – Echt gerecht“, die heute um 20.15 Uhr auf RTL mit einer Doppelfolge startet.
Jenny Kramer (Birte Hanusrichter) ist Anfang 30 und nicht gerade vom Glück gesegnet. Erst verliert die alleinerziehende Mutter von zwei Töchtern ihren Job als Verkäuferin in einem Schnellimbiss. Dann wird sie von ihrem Pflichtverteidiger versetzt, als sie vor Gericht um den Unterhalt für die sechsjährige Kim (Zora Müller) kämpft.
Deren Vater (Lars Waschewski) schlachtet aber lieber Kims Sparschwein, als mit ihr in den Zoo zu gehen. Alles das lässt sich die sturmerprobte Berlinerin nicht gefallen: Wutentbrannt stürmt Jenny am Ku’damm in die Kanzlei ihres Anwalts Maximilian Mertens (August Wittgenstein). Dort allerdings hält man sie für die neue Anwaltsgehilfin – und die Geschichte nimmt ihren Lauf…
Jenny kümmert sich sofort um den Fall einer jungen Ukrainerin, die eine Affäre mit dem künftigen Bürgermeister der Hauptstadt hatte und nun angeblich ein Kind von ihm erwartet. Zum Glück läuft bei Jenny daheim alles relativ normal, da ihre zwölfjährige Tochter Matilda (Anna Büttner) den Haushalt nahezu allein meistert.
Birte Hanusrichter, die ihre größte Rolle bisher in der ZDF-Romanze „Katie Fforde – Bellas Glück“ spielte, schmeißt die Serie mühelos allein. Sie gibt diese Jenny, die schon als Kellnerin und Briefträgerin gearbeitet hat und im Grunde irgendwie alles kann, ziemlich authentisch. Die Figur, eine echte Lebenskünstlerin, ist so angelegt, dass ihr stets ein loses Mundwerk und ein beherztes Vorgehen helfen – überlegt wird da nicht lange oder gar nicht. Doch kommt sie damit offenbar immer durch, und durch ihre quirlige Art gewinnt sie auch rasch Sympathien.
Auf die Frage, ob diese Jenny denn gewisse Ähnlichkeiten mit ihr habe, antwortet Birte Hanusrichter in einem Interview mit RTL: „Ich habe ähnlich viel Power, werfe mit meiner Energie um mich und habe verschiedene Herzensbaustellen in meinem Leben wie Jenny.“ Sie sei Schauspielerin und Musikerin, und wenn dann noch Zeit bleibe, arbeite sie als Dozentin. „Wenn man sehr viel Leidenschaft hat, dann aktiviert man natürlich auch das Extra an Energie“, so die 39-Jährige.
Das ist nicht übertrieben, denn ihre Jenny hat schon einen forschen Gang und eine sehr spontane Art und darf immerhin Sätze sagen, die auch zu ihr passen. Ihre ziemlich bunte Kleidung sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie es faustdick hinter den Ohren hat und erkennen muss, dass sie in ihrer Naivität so manches Mal aneckt. Aber sie hat es ja auch nicht gerade leicht als Mutter zweier Kinder, für die sie natürlich wie eine Löwin kämpft – mit viel schlitzohrigem Humor und scheinbar unendlicher Kraft und aufbrausendem Temperament.
Bleibt abzuwarten, was aus „Jenny – Echt gerecht“ wird: Realistisch ist die mit viel Tempo und etwas zu lauter Musik inszenierte Serie, die auch gewisse Anleihen an „Danni Lowinski“ (Sat.1) nimmt, zwar nicht unbedingt. Unterhaltsam ist sie aber allemal.