Mit einem Mal öffnet sich für Reinhold Messner eine neue Welt. „Wenn du den Mount Everest ohne Sauerstoffflasche schaffst, dann gelingt dir das mit jedem Gipfel“, denkt er sich, als er zurück ins Basislager stapft. Es ist der 8. Mai 1978, gerade haben der damals 33-Jährige und sein zwei Jahre älterer Extrembergsteigerkollege Peter Habeler das für alle anderen vorher Unvorstellbare geschafft: rauf auf den höchsten Berg der Welt – ohne jede künstliche Sauerstoffzufuhr. Mit Kraft, Wendigkeit, Schnelligkeit – und einem ungeheuren Willen.
Wie die so wichtige mentale Stärke ein ums andere Mal geschwächt wird – und dann doch wieder abgerufen werden kann, davon erzählt die beeindruckende Dokumentation „Mount Everest – Der letzte Schritt“. Morgen Abend ist sie beim Dok.fest München im Rio 1 ab 21.30 Uhr auf großer Leinwand zu sehen – und, zum 40. Jahrestag des historischen Messner-/Habeler-Erfolgs, am kommenden Dienstag im frei empfangbaren Fernsehen. Um 20.15 Uhr bringt Servus TV den Film exklusiv auf die deutschen Bildschirme.
In Originalaufnahmen von damals sehen wir die beiden jungen Kerle bei ihren Vorbereitungen am Berg auf ihr – im wahren Sinne des Wortes – großes Abenteuer. Als erste Menschen gelang ihnen der Aufstieg zum 8848 Meter hohen Gipfel des Everest allein mit der Kraft ihrer Lungen – damit begann eine neue Ära des Alpinismus.
Während Messner recht abgeklärt und vollkommen fokussiert auf das Ziel daherkommt, erleben wir Habeler, gerade Vater geworden, hadernd. Wird er die Steine, an denen sie vorbeilaufen, ein zweites Mal sehen? Oder bleibt es ein Auf- ohne Abstieg? Er ist kurz davor, aufzugeben und mit der Sauerstoffflasche als Lebensversicherung hinaufzusteigen. Weil das für Messner nicht in Frage kommt, Habeler aber keinen anderen Mitkletterer im Basislager gewinnen kann, besinnt er sich auf das, was Spezl Reinhold und er sich vorgenommen hatten. Und – was für eine Leistung! –motiviert sich neu. Bereit zum Aufbruch.
„Mount Everest“ ist die dritte Regiearbeit von Messner für Servus TV und eingebettet in den vielfach ausgezeichneten Dokumentarfilm des legendären Abenteuerfilmregisseurs Leo Dickinson. Hinzu kommen neu gedrehte Sequenzen, die vor 40 Jahren aus logistischen Gründen nicht hätten gefilmt werden können. So sehen wir in den entscheidenden Phasen auf dem dramatischen Weg zum Gipfel des „Berges der Berge“ Messners Sohn Simon und dessen Freund Philipp Brugger. Sie spielen das in der Originalausrüstung von 1978.
Der Film lohnt nicht allein wegen der berauschenden Bergaufnahmen und der spannenden Erinnerungen dieser zwei Kletterverrückten. In Interviews berichtet Oswald Oelz, der als Arzt bei Messners und Habelers Expedition dabei war, Interessantes über das, was im menschlichen Körper in diesen Höhen vor sich geht. Und dann ist da noch ein Fakt, der aufhorchen lässt: „Interessanterweise ist der höchste Berg der Welt ziemlich genau an der Grenze, die Menschen noch ohne Sauerstoffzufuhr erreichen können“, erzählt Oelz. Eine Einladung der Natur gewissermaßen – die Hasardeure wie Messner und Habeler mutig annahmen.
„Mount Everest – Der letzte Schritt“
läuft am 8. Mai um 20.15 Uhr bei Servus TV und ist in München im Rahmen des Dok.fests auch im Kino zu sehen: Morgen um 21.30 Uhr im Rio und am 13. Mai um 14 Uhr im City; Karten unter www.dokfest-muenchen.de.