Die Hölle beginnt um kurz nach 17 Uhr am 7. April 2009. Die Gefängnispsychologin Susanne Preusker will gerade Feierabend machen. Sie hat einen Termin bei der Kosmetikerin, in wenigen Tagen wird sie vor den Traualtar treten und ihre große Liebe heiraten. Ihr Leben ist schön, sie sieht glücklich aus, strahlt. Da betritt Roland K. ihr Büro. Er ist ihr Patient, sitzt seit Jahren im Knast, verurteilt als Vergewaltiger und Mörder. Er wolle nur noch mal kurz etwas mit ihr besprechen, sagt er – und nimmt sie dann als Geisel. Es folgen sieben Stunden Hölle, in der die 49-Jährige gefesselt, geknebelt, erniedrigt, mehrfach vergewaltigt wird. Der Bayerische Rundfunk (BR) hat das Martyrium der Susanne Preusker verfilmt. „Sieben Stunden“, so der Titel, feierte am Montagabend Premiere auf dem Filmfest und hielt das Publikum über neunzig dramatische und tief berührende Minuten in Atem.
„Das Leben besteht auch aus Leid“, sagt Ina-Christina Kersten im Gespräch mit unserer Zeitung. Sie hat den Film für die Münchner Firma H&V Entertainment produziert. „Ich finde es wichtig, dass es auch dafür Raum und Zeit im Fernsehen gibt.“ Die Geschichte und die Biografie von Susanne Preusker hätten sie sehr bewegt, so Kersten: „Ihr Kampf zurück ins Leben, den sie lange Zeit mit so viel positiver Energie geführt hat, und ihre Haltung, mit der sie ihr Schicksal in die Hand genommen hat – davor habe ich allergrößten Respekt.“
Susanne Preusker wollte, dass ihre Geschichte verfilmt wird. Sie habe sich sehr gefreut, als Kersten und der BR mit der Idee einer Fernsehproduktion zu ihr kamen, und war von Anfang an eingebunden in das Projekt. „Sie hat die Arbeit am Drehbuch begleitet und fast jede Fassung gelesen“, erinnert sich Kersten. „Und sie hat den fertigen Film noch gesehen und war sehr glücklich mit ihm.“
Wichtig ist Ina-Christina Kersten, dass „Sieben Stunden“ ein „freies Werk“ geworden ist. Natürlich erzähle man die Geschichte von Susanne Preusker, es ist ihr Leben und ihr Leid. Und doch sei die Hauptfigur eine andere Frau als Susanne Preusker es war: „Das war ihr auch durchaus wichtig.“
Gespielt wird sie vom Münchner Theaterstar Bibiana Beglau (46). Eine Besetzung, die besser nicht hätte ausfallen können – auch oder vielleicht gerade weil sie optisch gar nicht viel Ähnlichkeit mit Susanne Preusker hat. Und der Täter? Der 41-jährige Till Firit, seit der Spielzeit 2016/17 Ensemblemitglied des Münchner Residenztheaters, gibt diesen Psychopathen beeindruckend beängstigend und so irre gut, dass man sich noch lange an ihn erinnert wird.
Ausgestrahlt wird „Sieben Stunden“ in diesem Herbst im Ersten. Das Ende wird hier natürlich nicht verraten. So traurig wie im echten Leben kann es aber gar nicht sein. Susanne Preusker hat sich am 13. Februar dieses Jahres das Leben genommen. Sie hinterlässt Mann und Sohn.