Fernsehpremiere

Schweiger schlägt sich durchs Sommerloch

von Redaktion

Mitten in der „Tatort“-Pause zeigt das Erste am Sonntag den Film „Tschiller – Off Duty“, der im Kino ein Flop war

Von Rudolf Ogiermann

Til Schweiger im „Tatort“ – das elektrisierte vor fünfeinhalb Jahren Freunde wie Feinde des Schauspielers, Regisseurs und Produzenten. Die einen wollten sehen, wie der inzwischen 54-Jährige die altehrwürdige ARD-Krimireihe rockt, die anderen Zeugen seines Scheiterns sein. Seine Premiere als Hauptkommissar Nick Tschiller in „Willkommen in Hamburg“ sahen 12,57 Millionen Menschen – ein sensationeller Wert.

Doch der Hype um den schießwütigen Kriminaler, der sich mehr und mehr in eine Privatfehde mit dem Chef eines kriminellen Clans verstrickt, war schnell vorbei, von Folge zu Folge schrumpfte die Quote – auf zuletzt schwache 7,69 Millionen in der Episode „Fegefeuer“ Anfang 2016. Und nun zeigt das Erste am Sonntag den Kino-„Tatort“ mit dem Titel „Tschiller – Off Duty“ (auf Deutsch: „außer Dienst“) auch noch mitten in der Sommerpause, in der ansonsten nur Wiederholungen laufen.

Die Vermutung, die Entscheidung der Programmplaner hänge damit zusammen, dass der Actionfilm mit nicht einmal 300 000 Zuschauern auch im Kino ein Flop war und nun still und heimlich „versendet“ werden soll, weist Thomas Schreiber, Unterhaltungschef des verantwortlichen Norddeutschen Rundfunks (NDR), im Gespräch mit unserer Zeitung zurück. „Der Sonntag nach den Viertel- und vor den Halbfinals der Fußballweltmeisterschaft bietet die Chance, viele Menschen zu erreichen“, glaubt Schreiber, der darüber hinaus die Länge des Films – 130 Minuten – für die Platzierung geltend macht: „Wir brauchten einen Sendeplatz, an dem keine ,Anne Will‘-Sendung nach dem ,Tatort‘ läuft, denn wir senden bis 22.25 Uhr.“

Die Pleite von „Tschiller – Off Duty“ auf der großen Leinwand kann sich Schreiber nicht erklären: „Vielleicht haben die Kinogänger gedacht, da kommt ein Fernsehfilm ins Kino“. Im Umkehrschluss bedeute dies jedoch, dass „dieser sehr untypische ,Tatort‘ am Sonntag von vielen Menschen entdeckt werden kann“.

Eine Auffassung, die Hauptdarsteller Schweiger offensichtlich nicht teilt. „Ich hätte mir einen anderen Termin, zum Beispiel nach der Sommerpause als Auftakt der neuen Saison oder, noch besser, im Herbst gewünscht“, mäkelte der Star schon Anfang Juni. Er wisse schon, „wie das jetzt ausgeht. Der Film wird vielleicht drei oder vier Millionen Zuschauer machen, und dann schreiben alle: ,Der ,Tatort‘ ist im Kino gefloppt, jetzt floppt er auch im Fernsehen.‘“

Klingt, als sei das Verhältnis zerrüttet, doch ARD-Mann Schreiber versichert: „Wir arbeiten am Drehbuch für den nächsten Hamburger ,Tatort‘.“ Der Zuschauer werde staunen, „an welchem Hamburger Ort Nick Tschiller wieder auftauchen und was er dort erleben wird“. An der Besetzung der Hauptrollen – neben Schweiger Fahri Yardim und Britta Hammelstein – wird sich laut NDR nichts ändern, allerdings gibt es einen Wechsel bei der Regie. Nachdem Christian Alvart die ersten vier Folgen sowie den Kino-„Tatort“ inszenierte, übernimmt nun Eoin Moore, der unter anderem mehrere „Polizeiruf“-Episoden aus Rostock mit Anneke Kim Sarnau und Charly Hübner drehte.

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