Vier junge Frauen in München stehen im Zentrum von Natalie Spinells vierteiliger Serie „Servus Baby“, die das Bayerische Fernsehen am 11. September (20.15 Uhr) am Stück zeigt. Bereits von Montag an sind die Folgen in der Mediathek abrufbar. Genija Rykova verkörpert eine der Hauptfiguren. Die Schauspielerin, 1986 im russischen Irkutsk geboren, ist vor allem durch ihre Arbeit am Münchner Residenztheater bekannt, wo sie etwa die Titelrolle in Ibsens „Nora“ spielt. Darüber hinaus arbeitet sie für Fernsehen und Kino („Rico, Oskar und das Herzgebreche“, „Eine ganz heiße Nummer 2“) und hat eine furiose Jazzband.
-Frau Rykova, der Sender kündigt „Servus Baby“ mit dem Vergleich an, die Serie sei wie „Sex and the City“ aus München. Stimmt das?
Dieser Vergleich ist natürlich naheliegend, aber unsere Serie ist viel uriger und frecher. Es gibt vier verschiedene Frauen, jede verkörpert ein Stereotyp. Das Besondere an „Servus Baby“ ist, dass es eine Serie ist, bei der Tragik und Komik ganz nah beieinander liegen. Sie lebt von guten, schlagfertigen Dialogen und beinhaltet vor allem jede Menge Situationskomik.
-Sie spielen eine Frau namens Mel. Was ist das für eine Figur?
Zunächst dachte ich, das ist ja das totale Klischee. Nur, weil ich vielleicht groß, schlank und blond bin, spiele ich jetzt wieder die, die kurze Röcke trägt und Männer vernascht. Heute habe ich die Figur sehr lieb. Denn durch die Beschäftigung mit ihr habe ich unter ihrer Oberflächlichkeit ihren schönen Kern entdeckt – und ihre Einsamkeit, die trotz aller Männergeschichten zu ihr gehört.
-Mel scheint noch nicht angekommen zu sein…
Sie ist auf der Suche. So wie jeder in „Servus Baby“ auf der Suche ist. Es ist eine Serie über die Generation der Überforderten. Überfordert, weil man heutzutage vor diesem Berg an Möglichkeiten und einem Meer an Informationen steht, sodass man gar nicht mehr weiß und spürt, was man davon jetzt wirklich will oder braucht.
-Mel liebt klare Ansagen. Als ihre Freundin Lou an ihrem Geburtstag von ihrem Freund verlassen wird, sagt sie: „Dem Typen gehören die Eier abgeschnitten.“ Braucht das deutsche Fernsehen mehr solche Frauenrollen?
Generell gerne mehr Frauen! Aber Frauen, die so sprechen? Weiß ich nicht. Das ist eine Charaktereigenschaft. Der Spruch könnte auch von einem Mann kommen. Aber dass wir überrascht sind, wenn eine Frau mal nicht um den heißen Brei herumredet, zeigt ja, wo wir stehen.
-Ohne zu viel zu verraten: Mels wahre Stärke erkenne ich in den Szenen mit ihrer dementen Oma…
Ja, ihre Stärke und gleichzeitig die Tragik ihres Lebens. Mel scheint ja auf den ersten Blick perfekt zu sein: Erfolg im Beruf und bei Männern, selbstbewusst, unabhängig. Sie hat ihr Leben im Griff. Aber was machen „perfekte“ Menschen, wenn sie nach Hause gehen und alleine sind? Jeder sucht, jeder hofft. Wir erfinden mit „Servus Baby“ nicht das Rad neu. Das ist eine Serie, die universelle Themen behandelt – Sehnsucht, Liebe, Angst – und diese in verschiedene Masken verpackt. Wenn eine Figur wie Mel viele One-Night-Stands hat, heißt das ja nicht unbedingt, dass es dabei immer um Genuss geht. Das kann auch die Suche nach Bestätigung sein oder ein Ventil.
Das Gespräch führte Michael Schleicher.