Zwölf Stunden Serienschauen am Stück. Das müssen entweder totale Serien-Junkies gewesen sein, die sich das am vergangenen Wochenende im Münchner Cinemaxx und im City gegeben haben – oder das, was da gezeigt wurde, war schlichtweg so gut, dass man nicht mehr aufhören konnte. Vor der gestrigen Premiere von „Babylon Berlin“ im frei empfangbaren Fernsehen veranstalteten die Kinos diese Marathons.
Sabine K. aus Gauting ist eine der Unermüdlichen, die am Samstag und am Sonntag jeweils von 16 bis 23 Uhr dabei waren. „Gerade bin ich schnell zum Hugendubel, um mir den Soundtrack zu kaufen. Diese Musik ist einfach so gut!“, schwärmt sie. Für sie haben sich alle Erwartungen erfüllt.
Gestern dann die ersten drei Folgen in der ARD. Eine Herausforderung. Denn wer einen „Tatort“ erwartete, der wurde enttäuscht. Hier sind Mord und Lösung des Falls nicht in 90 Minuten erzählt. Und hier wird man durchaus gefordert, weil man zu Beginn noch arg im Dunkeln tappt. Dieser Kommissar Gereon Rath (Volker Bruch), der sich so hineinstürzt in die Arbeit – warum ist er aus Köln nach Berlin gekommen? Und sein Kollege Bruno Wolter? Großartig spielt Peter Kurth ihn als Mischung aus väterlichem Freund und brutalem Chef.
Durch die Figur der Charlotte Ritter (Liv Lisa Fries) wird die Welt der Politik geschickt verbunden mit dem Alltag der Bevölkerung. Denn die Zwanzigerjahre des 20. Jahrhunderts waren ja nicht nur golden. Mit Lotte riechen wir den Dreck der Hinterhöfe, erleben die Abgründe hinter den schillernden nächtlichen Fassaden.
„Jetzt habe ich Lust, in das Thema tiefer einzusteigen“, sagt Sabine K. Für Geschichte begeistern – besser kann der Bildungsauftrag der ARD doch nicht erfüllt werden.