Keine Krankenhausserie lebt länger. Seit 20 Jahren ist die ARD-Produktion „In aller Freundschaft“ Balsam für die Seele von über fünf Millionen Zuschauern, die Dienstag für Dienstag um 21 Uhr das Erste einschalten. Heute wird mit einer besonderen Folge Jubiläum gefeiert: Es geht raus aus der Sachsenklinik, das Geburtstagsspecial „Zwei Herzen“ spielt im Urlaubsparadies Thailand. Wir erklären den Erfolg der Serie, sozusagen das Rezept für gute Unterhaltung.
Die Darsteller
Herzstück jeder Erfolgsserie sind ihre Darsteller – das gilt für einen Dauerbrenner wie „In aller Freundschaft“ ganz besonders. Für Thomas Rühmann, der seit der ersten Folge die Hauptrolle als Dr. Roland Heilmann spielt, kam der Serienjjob im Jahr 1998 genau zur rechten Zeit. „Bei mir lief es damals gerade nicht so gut mit der Schauspielerei. Das ,In aller Freundschaft‘-Angebot hat mich gerettet“, erzählt der 63-Jährige. Dass er auch in 20 Jahren noch dabei ist, könne er sich dagegen „überhaupt nicht“ vorstellen, lacht er. Er wäre dann 83 Jahre alt.
Von Beginn an dabei – und unter Fans wegen ihres Hangs zur Intrige heiß geliebt und tief verhasst zugleich – ist Alexa Maria Surholt als Verwaltungschefin Sarah Marquardt. „Als wir gestartet sind, gab es extrem viele Arztserien im deutschen Fernsehen“, erinnert sie sich. „Dann nahm das total ab, wir standen plötzlich wie ein Solitär da, bis dann die ganzen Hospitalserien aus Amerika kamen“, sagt sie. Es sei ein Geschenk, eine Geschichte über so lange Zeit erzählen zu dürfen – „eine solche Chance bekommen viele Formate ja gar nicht mehr“.
Seit 1999 ist Andrea Kathrin Loewig dabei. Mittlerweile ist ihre Figur Dr. Kathrin Globisch Chefärztin für Anästhesie und Chirurgie. „Ich gehöre hierhin“, sagt sie: „Eine Ärztin zu spielen, stand auf meinem Wunschzettel ganz oben.“
Zahlen, Daten, Fakten
Bisher 21 Staffeln „In aller Freundschaft“ wurden gesendet, die Dreharbeiten für die 22. Staffel laufen. Ausgestrahlt werden die neuen Folgen ab Januar. Seit der ersten Ausstrahlung sind 1580 Krankheitsbilder behandelt worden. Das Team um Dr. Heilmann führte 1295 Operationen durch. Insgesamt 44 Patienten starben den Serientod – was offensichtlich sehr realitätsnah geschildert wurde, denn zwei Folgen wurden von Unis als Lehrmaterial verwendet. Prominente checkten in der Sachsenklinik auch schon ein – zum Beispiel Schauspiellegende Johannes Heesters, der hier zum 100. Geburtstag seine letzte große Fernsehrolle spielte. Mit dem Tod der Schauspieler Hendrikje Fitz (Pia Heilmann) und Dieter Bellmann (Klinikdirektor Gernot Simoni) verlor die Serie zuletzt zwei Publikumslieblinge, die von Anfang an dabei waren.
Die Macher
Innerhalb der ARD ist der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) für „In aller Freundschaft“ verantwortlich. Die Frau hinter dem Erfolg heißt Jana Brandt, beim MDR Chefin der fiktionalen Programme. Für sie machen „Lebensnähe und Menschlichkeit“ die Geschichten aus der Sachsenklinik aus. Aus dem Krankenhausalltag, den Patientenfällen und dem Privatleben der Protagonisten ergebe sich ein „unendliches Potenzial an dramatischen und emotionalen Geschichten“. Das zeigt sich übrigens besonders in der Jubiläumsfolge: Dr. Heilmann alias Thomas Rühmann wird da nämlich zu einem Kongress nach Bangkok eingeladen und begegnet dort der sehr attraktiven schwedischen Ärztin Helen Larsson (gespielt von Petra van de Voort) – während sein Sohn daheim in Leipzig in Lebensgefahr schwebt. Dramatischer geht’s kaum…
Die Ableger
Die „Stammserie“ „In aller Freundschaft“ ist so erfolgreich, dass die ARD sogenannte „Spin offs“ in Auftrag gegeben hat, also Ableger. Seit drei Jahren kümmern sich donnerstags im ARD-Vorabendprogramm (18.50 Uhr) „Die jungen Ärzte“ um das Leid ihrer Patienten. Am 1. November sind auf diesem Sendeplatz für acht Wochen „Die Krankenschwestern“ zu sehen, unter anderen mit Arzu Bazman, Llewellyn Reichman und Leslie-Vanessa Lill in den Hauptrollen. „Die erfolgreiche Mutter hat sozusagen Kinder bekommen“, erklärt Jana Brandt – „und ihre guten Gene weitergegeben“.