Unstet wie die Oder

von Redaktion

TV-KRITIK „Der Fall Sikorska“ sorgt bei den ARD-Kommissaren für schlechte Laune

VON ASTRID KISTNER

Im deutsch-polnischen Grenzgebiet sind die Ermittlungen nicht immer ganz einfach. Erst recht nicht, wenn ein Verbrechen länderübergreifend seine Spuren hinterlässt. So wie im „Fall Sikorska“ mit dem sich der „Polizeiruf 110“ am gestrigen Sonntag beschäftigte. Ein klassischer Krimi, der die Spaltung der Nationen zwar thematisierte, bisweilen aber so unstet verlief wie das Flussbett der Oder.

Im selben landet das aufgeschlossene Au-pair-Mädchen Paula. Die Aufklärung ihres Todes führt die Kommissare Olga Lenski (Maria Simon) und Adam Raszek (Lucas Gregorowicz) geradewegs zur Gastfamilie, und die macht sich schon allein durch mangelndes Mitgefühl verdächtig. Die Arztfamilie, das merken die Ermittler schon bald, ist alles andere als heil. Zwischen Vater Gerd (überzeugend: Götz Schubert), seiner polnischen Frau Katarzyna (Lina Wendel) und dem gemeinsamen Sohn schwelen alte Konflikte. Der Tod des Au-pair-Mädchens weckt Erinnerungen an das spurlose Verschwinden der Stieftochter vor 15 Jahren.

Die Geschichte, die Hans-Christian Schmid und Bernd Lange für den „Polizeiruf“ geschrieben haben, ist verzwickt. Es wird viel erklärt, verhört, ermittelt. Falsche Fährten werden gelegt. Lenski und Raszek haben auf einmal zwei Kriminalfälle auf dem Tisch und laufen entsprechend übellaunig durch 90 Minuten. Klar, ein Kriminalfall ist kein Kindergeburtstag, aber den Missmut wie die Dienstmarke vor sich herzutragen, ist auch keine Lösung.

Zu angestrengt wirkt das Bemühen, die Kluft zwischen Deutschland und Polen zu bebildern. Klischees müssen herhalten: Da trifft der deutsche Arzt auf den polnischen Ex-Alki, der um Gerechtigkeit kämpft. Gut gedacht, aber nicht wirklich gut gemacht.

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