Wer gestern Abend das ARD-Drama „Sieben Stunden“ gesehen hat, der wird vermutlich schlecht geschlafen haben. So eindringlich schilderte der bedrückende wie berührende Film die wahre Geschichte der Gefängnispsychologin Susanne Preusker (im Film hieß sie Hanna Rautenberg), die sieben entsetzliche Stunden lang in der Gewalt eines psychopathischen Insassen war, von ihm misshandelt und mehrfach vergewaltigt wurde. Dass einem diese 90 Filmminuten so an die Nieren gingen, lag an der starken Darstellung von Bibiana Beglau – und an Till Firit in der Rolle des Täters. Der 41-jährige Star vom Residenztheater spielte beeindruckend gut den Bösen. Wie er sich dieser Figur genähert hat, erzählt er Gespräch mit unserer Zeitung.
Wie spielt man eine solche Rolle? Wie spielt man so böse?
Bei jeder Figur, die ich spiele – ob nun Komödie, Klassiker oder Drama – versuche ich, die Handlung menschlich nachvollziehbar zu machen. Warum verhält sich diese Figur so, warum sagt sie dies oder jenes? Meine lustvolle Aufgabe sehe ich darin, das zu verstehen und wenigstens für mich in eine emotional verständliche Beziehung zu bringen. Wenn’s gut gelingt, springt der Funke über, und auch die Zuschauer können das spüren. Das rührt an.
Hatten Sie während der Dreharbeiten Kontakt zu Susanne Preusker oder ihrer Familie?
Der Regisseur und Drehbuchautor Christian Görlitz stand im regelmäßigen Kontakt zu Frau Preusker und ihrer Familie. Ich hätte das gar nicht gewollt. Der Stoff ist so persönlich. Im Drehbuch ist das Thema aufgegriffen, aber wohlgemerkt nicht mit dem Wunsch, eine Biografie zu drehen. Ich habe es für mich persönlich als richtig und gut empfunden, eine Distanz zu haben.
Was nehmen Sie persönlich aus so einem Film mit, der ja nicht nur ein Martyrium durch Misshandlung zeigt, sondern auch ein entsetzliches Versagen der Polizei?
Unser Alltag, unsere Existenz ist so fragil. Diese sieben Stunden haben das gesamte Leben dieser Familie für immer verändert. Das habe ich vor allem aus dieser Arbeit mitgenommen: eine gewisse Demut gegenüber dem Glück, mein Leben so leben zu können, wie ich es gerade tue.
Sie haben uns kürzlich in einem Interview gesagt, dass Sie früher eher als der „liebe Schwiegersohn“ besetzt wurden und seit sie am Resi sind, auch für die Fiesen besetzt werden. Haben Sie nach diesem Film Sorge, dass Sie jetzt – dank Ihrer überzeugenden Darstellung – gerne für den Bösewicht gecastet werden?
Das Feld der Bösewichte ist sehr spannend. Wahrscheinlich spannender als das der Schwiegersöhne. Und im Film wie im Theater sind ja die nicht klar verortbaren Persönlichkeiten die spannenden. Ich habe also keine Sorge, falsch besetzt zu werden.
Das Gespräch führte Stefanie Thyssen.