Das Leben als „Frau an seiner Seite“ reichte ihr nicht. Gegen den Widerstand ihres Ehemannes, des Offenburger Verlegers Franz Burda, verwirklichte Aenne Burda (1909–2005) Anfang der Fünfzigerjahre den Traum von der eigenen Modezeitschrift – „Burda Moden“. Im ARD-Zweiteiler „Aenne Burda – Die Wirtschaftswunderfrau“, zu sehen heute und am nächsten Mittwoch jeweils um 20.15 Uhr, spielt Katharina Wackernagel die Verlegerinnenlegende, die in einer Zeit, in der es so gut wie keine Frauen in Führungspositionen gab, mit Weiblichkeit und Willensstärke ihren Weg ging.
Aenne Burda strahlt – jedenfalls im Film – durchaus auch eine große Härte aus. Wie schwer war es für Sie, sich das anzueignen?
Ich bin persönlich sicher nicht so hart, wie es Aenne Burda manchmal war. Es war nicht immer einfach, das herzustellen. Aber es hat mir Spaß gemacht, weil ich die Vielschichtigkeit dieser Frau spielen durfte, die so zärtlich war zu ihren Kindern und – jedenfalls anfangs – zu ihrem Mann, die aber auch voller Wut, voller Hass sein konnte. Eine Rolle, wie man sie gerne spielt.
Wie würden Sie Aenne Burda in wenigen Worten charakterisieren?
Kraftvoll, leidenschaftlich, ehrgeizig.
Im Grunde ist das die Geschichte einer Emanzipation – aus einer Zeit, in der man als Frau nur arbeiten gehen durfte, wenn der Ehemann es erlaubt hat. Wie wirkt diese Zeit auf Sie?
Unvorstellbar. Bei der Vorbereitung auf den Film habe ich allerdings oft gedacht: Ja, wir sind jetzt im Jahr 2018, aber trotzdem soll eine Quote eingeführt werden, weil eben noch viel zu wenige Frauen in Führungspositionen sind. Aber, weil Sie den Begriff Emanzipation genannt haben: Aenne Burda hat sich überhaupt nicht dafür interessiert.
Sie war keine klassische Frauenrechtlerin…
Genau. Und trotzdem hat sie für Frauen irrsinnig viel bewegt. Nicht nur in dem Kampf um ihr Projekt, sondern auch mit dem, was sie inhaltlich gemacht hat. „Burda Moden“ ist ja aus der Idee heraus entstanden, Frauen den Zugang zu Haute Couture, schöner, sinnlicher Mode zu ermöglichen. Ihnen etwas an die Hand zu geben, um sich selbst etwas schneidern zu können. Das ist ein sehr schönes Bild dafür, wie sie sich in sie hineinversetzen konnte.
Wo haben Sie sich ihr besonders nahe gefühlt?
In Situationen, in denen sie zurückgewiesen wurde wie einmal in Paris, als man sie bei einer Modenschau in die letzte Reihe verbannt hat und sie trotzdem erhobenen Hauptes nach Hause gefahren ist und gesagt hat: „Jetzt erst recht!“ Das erlebt man als Schauspielerin auch immer wieder bei Castings. Man wird nicht genommen, ist am Boden zerstört, steht aber wieder auf und sagt: Es ist mein Beruf, dann spiele ich halt etwas anderes!
Haben Sie eine Traumrolle, die Sie unbedingt irgendwann spielen wollen?
Sagen wir so: Es ist nicht so wie beim Theater, wo man sich vielleicht vornimmt, irgendwann einmal die Luise (in Schillers „Kabale und Liebe“, Red.) zu spielen. Ich glaube, ich habe bisher schon ein relativ breites Spektrum abgedeckt, und hoffe, dass das so weitergeht. Und auch wenn es mir Spaß macht, eine Kommissarin in einer Krimireihe („Stralsund“, Red.) zu verkörpern, merke ich doch, dass mich das auch einschränkt. Da ist so ein Charakter wie Aenne Burda, die eben ein Feuerwerk nach dem anderen entfacht, ob jetzt gut oder schlecht gelaunt, einfach das größte Glück.
Das Gespräch führte Rudolf Ogiermann.