Mit dem Roman „Maria, ihm schmeckt’s nicht“ kam für den Journalisten Jan Weiler der Durchbruch als Autor. Der 51-Jährige verarbeitete darin seine Erfahrungen als Schwiegersohn eines Italieners, die Verfilmung lockte 1,5 Millionen Zuschauer in die Kinos. Jetzt kommt – nach „Das Pubertier“ – eine weitere Adapation eines Bestsellers von Jan Weiler ins Fernsehen. „Kühn hat zu tun“, zu sehen heute um 20.15 Uhr im Ersten, basiert auf dem gleichnamigen Roman, in dem der privat und beruflich überforderte Hauptkommissar Martin Kühn (Thomas Loibl) einen Mord aufklären muss.
Ihre Bestseller „Maria, ihm schmeckt’s nicht“ und „Das Pubertier“ basieren beide auf Ihrem Familienalltag. Gab es auch für den Polizisten aus „Kühn hat zu tun“ ein Vorbild im realen Leben?
Ich hatte einen Schulfreund, der Martin Kühn hieß, und diesen Namen fand ich immer schon toll. Davon abgesehen hat er nichts mit der Figur zu tun. Es gibt keine direkte Vorlage für Kühn, aber viele Männer Mitte 40 haben etwas von ihm. Leute, die nicht die Karriere gemacht haben, die sie machen wollten, und die jetzt in einer Phase sind, wo sie sich fragen: „War alles gut?“
Ihrem Romanheld wächst der Alltag über den Kopf. Das kennen sicher viele Menschen…
Ja, das ist der Zeitgeist. Vor 40 Jahren war es leichter, sich in der Welt zurecht zu finden. Da ist man seinen Hobbys nachgegangen oder war daheim, und dann war Ruhe im Karton. Inzwischen ist die Belastung durch Information oder Desinformation viel größer. Wenn ich früher nicht wusste, was etwa in Bolivien los ist, war das egal. Heute wird alles aus der ganzen Welt dicht an uns herangetragen, und wir meinen, uns damit auseinandersetzen zu müssen. Und das ist harte Arbeit.
Sie legen Wert auf die Feststellung, dass Ihr Buch kein Krimi ist, auch wenn darin ein Mord geklärt wird. Warum?
Das Buch ist ein Gesellschaftsroman, eine Erzählung über einen Mann, der in unserer Gesellschaft nicht mehr klarkommt – und der Mann in diesem Roman ist halt Polizist. Die Aufklärung des Mordfalls war nicht das, was ich in erster Linie erzählen wollte. Auch die Verfilmung ist kein Krimi, sondern ein Gesellschaftsdrama. Sonst wäre Kühn ja der x-te Ermittler im deutschen Fernsehen.
Mögen Sie keine Krimis?
Ich habe gar nichts gegen Krimis. Ich schaue sie nur nicht. Ich habe auch nichts gegen Quittenmarmelade, aber ich esse sie nicht. Ich schaue manchmal „Tatort“, damit hat sich’s.
Den aus Weimar mit Christian Ulmen zum Beispiel, der ja die Hauptrolle in „Maria, ihm schmeckt’s nicht“ gespielt hat?
Auch den mit Christian. Ich gucke gerne den „Tatort“ aus München, weil ich da lebe, und den aus Köln, weil ich Rheinländer bin. Die Dortmunder Fälle, weil ich den Hauptdarsteller Jörg Hartmann toll finde, und Axel Milberg in Kiel, weil ich mit ihm befreundet bin. Mehr nicht. Insgesamt gibt es ja inzwischen wahnsinnig viele Fernsehermittler.
Warum lieben die Zuschauer Krimis so sehr?
Ich glaube, sie sehen die Krimis vor allem deshalb, weil sie eben im Fernsehen laufen. Wenn die Sender keine Krimis senden würden, würden die Leute andere Dinge anschauen. Es gäbe viele Möglichkeiten, die Sendezeit zu füllen, ohne dass ständig jemand fragen muss: „Wo waren Sie gestern Abend?“. Diese Krimischwemme hängt wohl mit der Neigung der Sender zusammen, Dinge zu zeigen, von denen sie glauben, dass sie funktionieren.
Sind Sie zufrieden mit der Verfilmung Ihres Romans?
Ich mag den Film und finde die Besetzung sagenhaft gut. Ich finde auch, dass die Kürzungen oder Verdichtungen gut funktionieren. Wenn der Film eine kleine Schwäche hat, dann höchstens die, dass er zu kurz ist. Ich hatte dafür plädiert, einen Zweiteiler zu machen, das wollte der Sender aber nicht. Unter den gegebenen Umständen finde ich das Ergebnis gut. Und dass es mir nicht lang genug ist, könnte man auch mir als Eitelkeit anlasten.
Das Gespräch führte Cornelia Wystrichowski.