Noch nie gab es in Deutschland so viele Frauen um die 50 wie jetzt. Acht Millionen befinden sich derzeit im „Hochsommer ihres Lebens“ – Hitzewallungen inklusive. Der BR-Dokumentarfilm „Was Sie schon immer über Frauen wissen wollten?“ (siehe Artikel oben) enttabuisiert das Thema Wechseljahre und stellt die Frage, warum wir in dieser Lebensphase im Gebrauchtfrauenlager oft ganz hinten landen. Haben in einer Gesellschaft, die sich der ewigen Jugend verschrieben hat, Falten, erste graue Haare und ein paar überflüssige Pfunde keinen Platz? Macht der Verlust der Fruchtbarkeit tatsächlich unsichtbar?
„Die Menopause teilt das weibliche Leben in zwei Teile. Diese Unterbrechung gibt der Frau die Illusion eines Neuanfangs“, schrieb die französische Schriftstellerin Simone de Beauvoir. Tatsächlich liegt es in der Macht jedes einzelnen Menschen (auch Männer haben Wechseljahre!) aus der Illusion eine Vision zu machen, sich neu zu entdecken. Im Englischen heißen die Wechseljahre übrigens „The Change“ – die Veränderung. Definitiv eine schönere Beschreibung für den Umbruch im Leben, der neue Perspektiven eröffnen kann. Nach den Jahren, in denen frau sich vor allem um die Familie gekümmert hat, ist da auf einmal Platz und Energie für die eigenen Bedürfnisse.
Wer im Geiste noch jung genug ist, sich aus dem Hamsterrad der Selbstoptimierung zu wagen, kann neue Horizonte entdecken. ASTRID KISTNER