Das Manöver zog sich

von Redaktion

Hunderttausende verfolgten im deutschen Fernsehen vor 50 Jahren live die erste Mondlandung

VON ANDREAS HEIMANN

Die Mondlandung schrieb auch Mediengeschichte. Als Neil Armstrong in den Morgenstunden des 21. Juli 1969 den Fuß auf den Erdtrabanten setzte, hatte er ein enormes Publikum. Radio- und Fernsehsender übertrugen die Szene weltweit, schätzungsweise mehr als eine halbe Milliarde Menschen schauten dabei zu. Auch in Deutschland, wo Armstrongs berühmte erste Schritte um 3.56 Uhr zu sehen waren, waren Hunderttausende wach geblieben.

Die Live-Übertragung der Ereignisse demonstrierten mit den Bildern aus dem Weltall die Überlegenheit des damals noch neuen Mediums. Für die ARD war Günter Siefahrt im Dauereinsatz, der dafür den Spitznamen „Mr. Apollo“ bekam. Für das ZDF moderierte Heinrich Schiemann. Wie Siefahrt wurde er durch seine Moderation bei der Mondlandung einem breiten Publikum bekannt.

„Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern“, sagt Christiane Götz-Sobel (63), inzwischen Leiterin der ZDF-Redaktion Naturwissenschaft und Technik: „Ich war in den Sommerferien in Oberitalien, der Wirt hatte im Foyer einen Fernseher aufgestellt. Der lief in der Nacht durchgehend, und die Hotelgäste schauten zu.“

Die Berichterstattung im Ersten, für die der Westdeutsche Rundfunk (WDR) zuständig war, begann am 20. Juli bereits um 17.10 Uhr. Die Landung der Mondfähre Eagle (Adler) war um 21.17 Uhr zu sehen. „Der Adler ist gelandet“, lautete Armstrongs berühmter Kommentar. Seine ersten Schritte auf dem Erdtrabanten waren erst mehr als sechseinhalb Stunden später zu sehen. Das Manöver zog sich.

Den Mondlandungsmarathon im Fernsehen zu begleiten, war eine Mammutaufgabe. Der WDR hatte die Kabine der Mondfähre mit allen Knöpfen und Schaltern nachbauen lassen, das ZDF den Kommandostand der Apollo-Kapsel. Im Studio ließ sich dann mit den Attrappen demonstrieren, was live nicht zu sehen war. Eine ganze Expertenrunde saß im WDR-Studio in Köln, alles Männer, die zwischendurch interviewt wurden. Per Telefon wurde außerdem der USA-Korrespondent Werner Büdeler in Houston zugeschaltet, immer mit seinem Foto samt Telefonhörer, wie es damals üblich war.

Die Sender waren abhängig davon, dass die Kameras, die in die Fähre eingebaut waren und den Ausstieg filmen sollten, auf dem Mond tatsächlich funktionierten. Dass so mancher keine Ahnung hatte, wie es möglich war, Armstrong schon beim Aussteigen zu filmen, spielte den Verschwörungstheoretikern in die Hände, die später behaupteten, die Szenen auf dem Mond seien in einem Studio gedreht worden und nie ein Mensch dort oben gewesen. » IM BLICKPUNKT

Aus Anlass des Jubiläums

zeigt ARD alpha in der Nacht zum Sonntag ab 0.20 Uhr unter dem Titel „Space Night – Mondlandung“ die Originalübertragung in voller Länge. Lediglich die Unterbrechungen durch Nachrichten sind nicht enthalten. Zu sehen ist die moderierte Studiosendung zur Mondlandung mit Expertengesprächen und technischen Erläuterungen sowie die Bild- und Tonschaltungen in die USA.

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