Sie gehört zu Deutschlands populärsten Schauspielerinnen – Iris Berben. Im Fernsehfilm „Hanne“, zu sehen heute um 20.15 Uhr im Ersten, verkörpert die 69-Jährige jetzt eine Frau, die an ihrem letzten Arbeitstag vor dem Ruhestand von ihrem Arzt die Nachricht erhält, möglicherweise todkrank zu sein. Ohne Plan verbringt Hanne ein Wochenende in einer fremden Stadt – und hat Begegnungen, zu denen es sonst nie gekommen wäre. Das Drehbuch zu „Hanne“ schrieb Beate Langmaack, Regie führte Dominik Graf.
Sie spielen eine Frau, die möglicherweise bald sterben muss und sich daraufhin noch einmal voll ins Leben stürzt. Eine nachvollziehbare Reaktion?
Für mich persönlich ist das eine nachvollziehbare Reaktion, aber das kann man natürlich nicht verallgemeinern. Wir sind ja alle so unterschiedlich gestrickt in unseren Gefühlen. Ich würde mir wünschen, diese Souveränität zu haben, wie sie Hanne hat.
Würden Sie es auch so machen?
Das ist natürlich eine hypothetische Frage, man weiß es nicht. Ich bin ja in einem Alter, in dem man sich natürlich immer mal wieder über die Endlichkeit Gedanken macht, und ich könnte mir zumindest vorstellen, dass ich ähnlich mit der Situation umgehen würde wie Hanne – also schauen, was noch möglich ist und was sich noch ergibt.
Stichwort Endlichkeit – verleiht vielleicht erst der Tod dem Leben seinen Sinn, wie manche Philosophen sagen?
Nee, das würde ich nicht unterstreichen, dafür lebe ich viel zu gerne. (Lacht.) Der Tod ärgert mich, wenn ich ehrlich sein soll, ich will ihn nicht haben, er soll nicht um mich herum sein – und ich habe ihn in den vergangenen Jahren oft um mich herum gehabt. Ich habe Freunde verloren, Kollegen sind gestorben. Ich liebe das Leben mit allem, was dazugehört.
Aber ist es nicht auch so, dass wir das Leben umso mehr zu schätzen wissen, wenn wir uns bewusst sind, dass es endlich ist?
Ja, natürlich. Das Wissen, dass wir nur eine begrenzte Zeit haben, macht uns klar, dass wir unsere Möglichkeiten ergreifen müssen. Wenn wir unsterblich wären, hätten wir gar nicht die Chance, das Leben so tief zu empfinden.
Haben Sie Angst vor dem Tod?
Ich habe keine Angst vor dem Tod, aber Angst davor nicht mehr dabei zu sein – nicht als Schauspielerin, sondern einfach als Mensch.
Im Film geht es auch um die Frage, wie man richtig lebt. Was macht für Sie das richtige Leben aus?
Ich glaube, es ist die Fähigkeit, nicht alles für selbstverständlich zu nehmen und mit offenen Augen durchs Leben zu gehen. Das Leben bietet uns so viel. Ob es die Natur ist, ob es Freundschaften sind oder die Geburt eines Menschen. Es gibt so viele Momente, die das Leben lebenswert machen.
Der Film verhandelt ernste Themen auf eine sehr leichte und lakonische Weise. Hat Ihnen das zugesagt?
Sehr. Beate Langmaack ist ganz nah an Menschen dran und hat die Fähigkeit, einen Film nicht mit Texten zu überfrachten. Sie glaubt daran, dass man vieles andeuten oder mit Blicken ausdrücken kann, was mir als Schauspielerin natürlich sehr entgegenkam.
Und wie war die Zusammenarbeit mit Regisseur Dominik Graf?
Toll, es war ja meine erste Zusammenarbeit mit ihm und hat die Erwartungen, die ich daran hatte, voll erfüllt.
Was ist denn so toll an ihm?
Er liebt Schauspieler, und damit meine ich: Dominik Graf ist an ihrer Seite, erarbeitet etwas gemeinsam mit ihnen. Da hat er – auch entgegen seinem Ruf, der ihm vielleicht ein bisschen anhaftet – alle Geduld der Welt, und er schafft es, Dinge aus einem herauszuholen, von denen man selber überrascht ist.
Das Gespräch führte Martin Weber.