Julius Cäsar war cholerischer Urahn von Klaus Kinski, Marco Polo reiste nur nach China, um seiner Frau Frühlingsrollen und gebratenen Reis nach Venedig zu bringen, und Jesus flötet beim letzten Abendmahl im Chor mit seinen Jüngern: „Können wir zahlen, bitte?“ Die ZDF-Reihe „Sketch History“, in der bekannte Comedians historische Persönlichkeiten und Begebenheiten der Weltgeschichte verulken, schillert beständig zwischen albern und genial. Ab heute sind jeweils freitags um 23 Uhr die letzten fünf Folgen zu sehen, nach insgesamt 30 Ausgaben ist dann Schluss mit den aufwendig inszenierten Späßen rund ums Thema Geschichte.
Die Reihe ist auch in den finalen Folgen mit Gaststar Karl Dall erfrischend respektlos und macht sich wie nebenbei auch über gängige Geschichtsformate im Fernsehen lustig. Spaßmacher Bastian Pastewka verknüpft als Erzähler die Sketche, in denen sich namhafte Schauspieler in verschiedene Figuren aus verschiedenen Epochen verwandeln.
Da kann es schon mal passieren, dass Terroristenchef Osama bin Laden am Vorabend der Anschläge vom 11. September beim US-Präsidenten anruft und sich mit den Worten meldet: „Ich hab da mal einen Anschlag auf Sie vor“, oder sich Feldmarschall Erwin Rommel in Nordafrika dummerweise für den Spitznamen „Sandwurm“ (statt „Wüstenfuchs“) entscheidet. Und spätestens wenn Matthias Matschke in seiner Rolle als römischer Beamter der Antike ein Bewerbungsgespräch mit angehenden Gladiatoren führt, liegt der Gedanke an den absurden Humor von Monty Python und ihren Film „Das Leben des Bryan“ nahe.
„Sketch History“ ist seit dem Start vor vier Jahren eine kleine Programmperle im Angebot des Mainzer Senders. Dreimal in Folge gab es für die witzige Zeitreise mit ihrem für deutsche Fernsehverhältnisse ungewöhnlich schwarzen Humor die Auszeichnung als beste Sketchshow. Doch jetzt stellt das ZDF die Reihe ein – warum? Darüber schweigt sich die Chefetage aus. Auf die Frage, welche lustigen Sendungen das ZDF künftig zeigen will, heißt es vage: „Die Fans von Comedy- und Kabarettsendungen können sich auf neue Formate auf diesem Sendeplatz freuen.“
Hintergrund könnte der Abgang von Stephan Denzer sein – er war der für „Sketch History“ zuständige Redakteur, zudem der Erfinder von „heute show“ und „Die Anstalt“ und zuletzt auch verantwortlich für Formate wie „Neo Magazin Royal“ bei ZDF Neo. Der Fernsehmacher, der das ZDF in den vergangenen Jahren zur ersten Adresse für aktuelle Comedy machte, hat den Sender verlassen und ist jetzt Chef des Mainzer Unterhauses, einer der renommiertesten Kleinkunstbühnen der Republik. Immerhin – kleiner Trost für Fans von „Sketch History“ – verschwinden die Folgen nicht für immer im Archiv, sondern sind online weiterhin zu sehen.