Spröde, unnahbar, etwas verklemmt. So kennen und lieben Millionen Zuschauer Maria Furtwängler in der Rolle als „Tatort“-Kommissarin Charlotte Lindholm. Für den Film „Nachts baden“, der heute Abend um 20.15 Uhr im Ersten läuft, hat die 53-Jährige all diese Eigenschaften komplett auf links gedreht. Sie spielt die Rocksängerin Pola, die einst ein großer Star war, inzwischen aber ein ziemlich runtergerocktes Leben auf Mallorca führt. Als dort eines Tages ihre erwachsene Tochter auftaucht, zu der sie zeitlebens ein schwieriges Verhältnis hatte, wird Polas ohnehin nicht leichtes Leben noch mal mehr auf den Kopf gestellt.
Jenny, gespielt von Tijan Marei, ist – anders als ihre Mutter – eine sehr ehrgeizige junge Frau, die kurz davor steht, mit der Bachelorarbeit ihr BWL-Studium abzuschließen. Allerdings wird die 21-Jährige an Prüfungstagen immer von derart heftigen Panikattacken heimgesucht, dass sie fluchtartig den Hörsaal verlassen muss. Freilich ohne die Aufgaben gelöst zu haben. Ihre letzte Chance sieht sie nun darin, mit ihrem Kommilitonen Kasimir (Jonathan Berlin) nach Mallorca zu reisen, ins Haus ihrer Mutter, und dort in Ruhe zu pauken. Die durchgeknallte Alte, denkt Jenny, ist auf Tournee – da hat sie die schöne Finca für sich zum Lernen.
Es kommt – natürlich – alles ganz anders. Alle Konzerte sind abgesagt, Pola sitzt in engen Röhrenjeans und Nietengürtel mit einem Bourbon in der Hand im Garten ihrer Finca und suhlt sich in Selbstmitleid. Als Mutter und Tochter einander gegenüberstehen, ahnt man, dass es nicht lange dauern wird, bis alte Konflikte wieder aufbrechen. Und genau das passiert auch.
„Nachts baden“ hätte ein guter Film werden können. In der Geschichte steckt viel drin – ein kompliziertes Mutter-Tochter-Verhältnis, Polas Probleme mit dem Älterwerden, Jennys Angst vor der Zukunft. Überall die Frage: Was tun mit diesem Leben? Nur leider haben die Drehbuchautoren Ariane und Frank Zeller beiden Frauen so schwache Dialoge geschrieben, dass es stellenweise fast weh tut. Vor allem Pola muss, wohl um ihre Vergangenheit als Rockstar verbal zu untermauern, eine nerviges Denglisch sprechen. Da fallen dann Formulierungen wie „fucking Horror für die Nerven“, „bei mir ist immer Open House“ oder „gestern Abend, das war ein bisschen special“. „Fuck the Music Business“ brüllt sie auch an einer Stelle.
Dieses Aufgesetzte, dieses Holzhammermäßige, Schrille, hätte es gar nicht gebraucht. Man hätte der Geschichte vertrauen und die Schauspieler einfach spielen lassen können. Am Ende des Films etwa sieht man Maria Furtwängler dann tatsächlich auf der Bühne ein (noch dazu sehr schönes) Lied singen. Da ahnt man, dass viel mehr möglich gewesen wäre – aber so?!
Beim Filmfest in München, auf dem der Streifen Premiere gefeiert hat, freute sich Maria Furtwängler darüber, mal eine komplett andere Figur zu spielen als ihre „Tatort“-Kommissarin Charlotte Lindholm. Darum sei sie schließlich Schauspielerin geworden, meinte sie. Und das kann man ja sehr gut nachvollziehen. Man hätte ihr für dieses Anliegen nur einen besseren Rahmen gewünscht.