„Ich bin wieder im Club“

von Redaktion

INTERVIEW Schauspielerin Désirée Nosbusch über den ARD-„Irland-Krimi“, Selbstzweifel und späten Erfolg

Sie war – vor allem als Moderatorin – früh ein Star, doch als Schauspielerin agierte Désirée Nosbusch viele Jahre nur in der zweiten Reihe. Das änderte sich mit der von Publikum und Kritik gefeierten Serie „Bad Banks“. Nun spielt die 54-Jährige die Hauptrolle einer Polizeipsychologin im neuen „Irland-Krimi“ der ARD (heute, um 20.15 Uhr). Unter der Regie von Züli Aladag spielen ferner Mercedes Müller, Declan Conlon, Rafael Gareisen und Tatja Seibt.

Frau Nosbusch, war es nach „Bad Banks“ eigentlich schwer, sich wieder in die Niederungen des Krimireihenfernsehens zu begeben?

Wieso Niederungen? Es ging um den Respekt davor, ein solches Format als Figur tragen zu können. Dennoch war die Zusage insofern angstbesetzt, als die Befürchtung bestand, etwas anzukratzen, womöglich kaputtzumachen, das man sich mühsam aufgebaut hatte. In meinem Fall, auf einem Niveau anerkannt zu werden, das ich mein Leben lang erreichen wollte. Deshalb bin ich auch zur Degeto nach Frankfurt gefahren, um den „Irland-Krimi“ persönlich abzusagen.

Und dann?

Ist es den Machern gelungen, mir die Angst vor diesem Krimiformat zu nehmen. Meine größte Sorge war nämlich die, dass man irgendwo im Ausland auftaucht, auf einmal sprechen alle Deutsch, und das Ganze zeigen wir mit Postkartenbildern. Ich durfte sogar bei der Entwicklung meiner Figur und bei der Suche nach de dem richtigen Regisseur mitreden.

Sie haben Züli Aladag ausgesucht?!

Ich habe ihn mir als Regisseur gewünscht, und der Wunsch ist in Erfüllung gegangen.

Und dieses Mitspracherecht haben Sie sich mit „Bad Banks“ erarbeitet?

Ich glaube, ja.

Sind sie eigentlich anfällig für Arroganz?

Ich hoffe nicht.

Sorgt ein Erfolg wie „Bad Banks“ dennoch für ein Gefühl der Erhabenheit?

Erhabenheit auf keinen Fall. Die Reihe hat ein tiefes Gefühl von Dankbarkeit in mir erzeugt, denn kurz zuvor wollte ich aufgeben. Weil ich das, was ich wollte, nicht gekriegt habe, und das, was ich gekriegt habe, als Verrat an Idealen empfand, mit denen ich gestartet bin. Ich hatte mir längst die Frage gestellt, ob ich mich vielleicht schlicht überschätze.

Wow, das sind existenzielle Fragen!

Nicht wahr?! Ich weiß gar nicht mehr, wie viel Comebacks und zweite Frühlinge man mir schon angedichtet hat, aber jetzt ist mein Selbstbewusstsein zurück. Ich bin wieder im Club.

Wollten Sie zuvor auch deshalb aufgeben, weil die Branche Frauen ab Ende 30 bis heute weniger Angebote macht als Männern?

Klar verengt sich das Angebot mit Ende 30. Aber wenn man sich seinem Alter stellt, nicht an sich rumschnippeln lässt und womöglich sogar was Befreiendes darin entdeckt, dass die äußeren zugunsten der inneren Werte an Bedeutung verlieren, kommt man damit besser klar. Das Leben ist ja auch für ältere Menschen voller Geschichten.

Dürfte nach dem „Irland-Krimi“ und „Bad Banks“ daher mal wieder was Leichtes kommen?

(Lacht.) Stimmt, statt all der menschlichen Abgründe wäre zur Abwechslung jetzt mal ’ne derbe Komödie gut. Aber wenn mich das Leben etwas gelehrt hat, dann Geduld zu haben.

Sie waren also mal ungeduldiger?

Viel ungeduldiger!

Wobei Ungeduld auch ein Antrieb sein kann, Neues zu wagen.

Ich bevorzuge da Neugier, Wissensdurst, gesunden Ehrgeiz. Ungeduld macht verbissen und sorgt dafür, Dinge, die noch nicht reif sind, ernten zu wollen.

Das Gespräch führte Jan Freitag.

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