Mit doppeltem Hundeblick

von Redaktion

„Dornröschen“ ist der vielversprechende Auftakt zur neuen Freitagsfilmreihe „Käthe und ich“

VON TILMANN P. GANGLOFF

Wenn Hunde in Filmen eine wichtige Rolle spielen, dann meist als vierbeinige Kollegen eines Polizisten. In der neuen Freitagsreihe „Käthe und ich“ ist das anders: Die Titelheldin ist ein Therapiehund und sorgt gemeinsam mit dem Psychologen Paul (Christoph Schechinger) dafür, dass Patienten wieder ins Leben zurückfinden. Im Auftaktfilm, „Dornröschen“, den die ARD um 20.15 Uhr zeigt, stehen die beiden einer Frau bei, die die letzten fünf Jahre im Wachkoma verbracht hat.

Nach der Rückkehr ihres Bewusstseins ist Maria Thalbach (Muriel Baumeister) in eine Rehaklinik verlegt worden. Sie macht zwar erstaunlich flotte Fortschritte, aber es gibt auch ein erhebliches Problem, und deshalb bittet Pflegedienstleiterin Möller (Mariele Millowitsch) Paul um Hilfe. Marias Motivation ist die schnellstmögliche Rückkehr in ihr altes Leben zu Ehemann Johannes (Stephan Szász) und Tochter Johanna (Amely Trinks). Doch ins einstmals gemeinsame Heim ist längst eine neue Frau eingezogen, die auch die Mutterrolle für Johanna übernommen hat. Paul soll Mutter und Tochter helfen, wieder zueinander zu finden.

Drehbuchautorin und Produzentin Brigitte Müller hat schon bei der ARD-Reihe „Die Eifelpraxis“ gezeigt, wie gut sie es versteht, interessante medizinische Phänomene mit der privaten Ebene der Protagonisten zu kombinieren. Es sind ohnehin in erster Linie das Drehbuch und die Darsteller, die „Dornröschen“ zu einem besonderen Film machen; die Inszenierung orientiert sich dagegen an den üblichen Maßstäben des Freitagsfilms. Drehort war die Gegend rund um die Müritz, und Regisseur Philipp Osthus hat dafür gesorgt, dass die Landschaft angemessen zur Geltung kommt; Nebel und Sonnenuntergang über dem See liefern wunderschöne Bilder (Kamera: Joachim Hasse).

Die Schauspieler sind ausnahmslos sehenswert. Das gilt vor allem für Christoph Schechinger, und es spricht für den Mut der ARD-Tochter Degeto, die Hauptrolle einem vergleichsweise unbekannten Darsteller anzuvertrauen; selbst wenn er sein großes Talent unter anderem bereits in den Komödien „Kleine Schiffe“ (2013) und „Zwei Bauern und kein Land“ (2017) bewiesen hat. Hündin Hoonah ist ihm eine ebenbürtige Partnerin. Schade nur, dass auch diesmal nicht auf eine übliche Unart verzichtet worden ist: Ständig gibt der Hund irgendwelche Geräusche von sich, die ihm im Nachhinein mit Hilfe des Sounddesigns ins Maul gelegt worden sind; Zwischenschnitte suggerieren außerdem, Käthe würde die Handlung mimisch kommentieren. Beides hat der Film ebenso wenig nötig wie die gefühligen Popsongs, die an bestimmten Schlüsselstellen für zusätzliche Emotionalisierung sorgen sollen; zumal die eigentliche Filmmusik (Maurus Ronner) sehr hörenswert ist.

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