Hinter der Mauer

von Redaktion

Der ZDF-Dreiteiler „Preis der Freiheit“ erzählt vom Schicksal dreier Schwestern in der DDR

VON CHRISTIANE BOSCH

Welche Geschichte rund um den Mauerfall kann man 30 Jahre später noch in einem Spielfilm erzählen, ohne das Publikum mit den immer gleichen Themen zu langweilen? Die Macher des ZDF-Dreiteilers „Preis der Freiheit“ haben sich für den wirtschaftlichen Niedergang der Diktatur entschieden. Was zunächst trocken klingt, entpuppt sich als eine spannende Mischung aus Agententhriller, Wirtschaftskrimi, Familientragödie und Historien-Drama. „Preis der Freiheit“ zeigt, was unmittelbar vor und nach dem Fall der Mauer hinter den Kulissen geschah. Es geht um Geld, Gold, Häftlingsfreikäufe, Müllhandel, korrupte Eliten und den drohenden Ausverkauf der DDR an den Westen.

Der erste Teil wird heute um 20.15 Uhr ausgestrahlt und von einer anschließenden Dokumentation rund um das Schattenimperium der Kommerziellen Koordinierung (Koko) begleitet, die damals zur Devisenbeschaffung der chronisch klammen DDR diente und dabei nicht gerade zimperlich mit den eigenen Bürgern umging.

Im Mittelpunkt von „Preis der Freiheit“ stehen drei Schwestern, deren Leben nicht unterschiedlicher hätten verlaufen können. Margot (Barbara Auer) ist ranghohe Koko-Mitarbeiterin und zutiefst überzeugte Parteigängerin. Buchhändlerin Lotte (Nadja Uhl) zieht ihren in die Nazi-Szene abdriftenden Teenager-Sohn alleine groß und beginnt, das System zu hinterfragen und sich in einer Umweltbewegung zu engagieren.

Und der totgeglaubte DDR-Flüchtling Silvia, gespielt von Nicolette Krebitz, arbeitet mittlerweile im westdeutschen Ministerium für Innerdeutsche Beziehungen und kauft Häftlinge aus dem Osten frei – auch, um ihre zwei zurückgelassenen Kinder endlich zu sich holen zu können.

Für Barbara Auer war schnell klar, dass sie die Rolle der linientreuen, starken Margot spielen will. „Es war spannend, eine Frau zu spielen, die sich so bedingungslos einem System verpflichtet hat und dieser Ideologie alles unterordnet – auch das persönliche Wohl und das der eigenen Familie.“ Viele Fakten rund um die Koko habe sie vorher nicht gewusst. „Es ist natürlich immer interessant, wenn man sich im Zuge eines Films mit etwas beschäftigen kann, von dem man bislang wenig wusste oder es bereits wieder vergessen hatte“, sagt die in Süddeutschland aufgewachsene Hamburgerin.

„Wir erzählen, dass es sehr viel früher klare wirtschaftliche Verzahnungen zwischen Ost und West gab und dass viele schon vorher wussten, dass es eine wirtschaftlich endliche Geschichte sein wird“, sagt Produzentin und Mitautorin Gabriela Sperl („Tannbach – Schicksal eines Dorfes“) über ihren neuen Film. Auch durch diese Machenschaften sei das Volk dazu getrieben worden, auf die Straße zu gehen. „Es war spannend, in der Rückschau zu schauen, wo damals vielleicht Weichen falsch gestellt wurden, die dazu geführt haben, dass die Menschen ein unheimliches Protestbedürfnis haben.“

Nicolette Krebitz kommt aus Westberlin. „Mir gefiel an dem Projekt, dass man mal ein bisschen mehr davon erfährt, wie die Wiedervereinigung eigentlich „abgewickelt“ wurde. Der Film vermittelt ja schon den Eindruck, dass die BRD die DDR damals ohne Rücksicht auf Verluste eingekauft hat. Darüber habe ich zumindest noch keinen Film gesehen.“

Uhl dagegen kennt die Geschichte nur zu gut, sie wuchs in der DDR auf. „Für mich hat der Film bestätigt: Es geht eigentlich immer um Geld und Macht.“ Mit dem Film werde mal eine Sichtweise gezeigt, die nicht so populär sei. „Für mich war die Wende ein Geschenk.“ Sperl habe mit „Preis der Freiheit“ aber auch die Verflechtungen von Macht, die das Zeitgeschehen beeinflusst haben, mutig aufgegriffen. Zudem finde jeder in dem Film eine Identifikationsfigur. Trotz der nahen Bezüge zur Geschichte der DDR und des Westens ist „Preis der Freiheit“ ein fiktionaler Film. „Mir war wichtig, nicht nur einen Film wie ein Museum zu machen. Man sollte das Gefühl haben, die Welt lebt“, sagt Regisseur Michael Krummenacher.

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