Die Stimmung ist festlich, und bei den angereisten Titelkandidaten aus Deutschland steigt an diesem Abend in New York der Adrenalinspiegel. Die International Emmys werden verliehen, mit denen Fernsehproduktionen aus aller Welt ausgezeichnet werden. „Bad Banks“ ist als „Beste Dramaserie“ nominiert, und die Macher der ZDF-Reihe hoffen, die Auszeichnung in der wichtigsten Kategorie nach Deutschland zu bringen. Doch dann geschieht ein peinlicher Fauxpas – und alle Hoffnungen sind dahin.
Als erster Laudator des Abends betritt John Turturro die Bühne, um den Preisträger für die „Beste Miniserie“ zu verkünden. Er öffnet den Umschlag mit dem vermeintlichen Sieger und ruft: „McMafia!“ Der Saal ist irritiert, die britische Reihe über das weltweite organisierte Verbrechen ist in dieser Kategorie gar nicht nominiert. Dann wird klar, dass Turturro aus Versehen den falschen Umschlag dabei hat – man hat ihm den für den eigentlichen Höhepunkt der Nacht mitgegeben, „Beste Dramaserie“ statt „Beste Miniserie“. Damit ist die Spannung für den Rest des Abends raus – und die Deutschen wissen, dass sie nicht gewinnen werden.
„Das war schon ein kleiner Downer – eigentlich eher ein großer“, sagte Regisseur Christian Schwochow anschließend den deutschen Journalisten. Die Enttäuschung überwiege gerade noch ein wenig, „obwohl sich ja am Ergebnis nichts ändert.“ Andererseits sei er ohnehin schon froh über die vielen internationalen Auszeichnungen des Mehrteilers über die fragwürdigen Auswüchse der Finanzwelt. Der Erfolg der Reihe gibt ihm recht, eine zweite Staffel ist in Arbeit.
Die Panne erinnert an die bei der Oscar-Verleihung vor zwei Jahren. Damals wurde statt des korrekten Siegers für den besten Film des Abends („Moonlight“) versehentlich der Inhalt des Umschlags zur besten Hauptdarstellerin („La La Land“ mit Emma Stone) verlesen.
Aus deutscher Sicht war die Enttäuschung zu Beginn der Show auch aus einem anderen Grund groß, denn Schauspieler Jannis Niewöhner (27) musste sich in der Kategorie „Beste Leistung eines Hauptdarstellers“ ebenfalls einem Konkurrenten geschlagen geben– dem türkischen Schauspieler Haluk Bilginer für seine Rolle im Alzheimer-Drama „Sahsiyet“.
Neben zwei Sonderauszeichnungen für Reporterin Christiane Amanpour und die Macher der Fantasyserie „Game of Thrones“ wurden die Preise in den elf Wettbewerbskategorien international breit gestreut. Unter anderem gingen zwei von ihnen nach Brasilien und in die Niederlande, ein Double gelang keinem Land.
Aus deutscher Sicht blieb am Ende dennoch ein kleiner Trost. In der Kategorie „Beste nicht-englischsprachige Produktion im amerikanischen Fernsehprogramm“ gewann „Falco“ – eine spanischsprachige Adaption der Sat.1-Serie „Der letzte Bulle“.