Pflegefall auf Probe

von Redaktion

Für die neue Folge seiner TV-Reihe hat sich Jenke von Wilmsdorff in die Abhängigkeit begeben

Er hat ausprobiert, wie es sich anfühlt, harte Drogen zu nehmen. Oder wie es ist, auf der Straße zu leben. Oder was es bedeutet, unter einer Essstörung zu leiden. Der Reporter Jenke von Wilmsdorff führt seit 2013 für die RTL-Reihe „Das Jenke-Experiment“ Selbstversuche durch. Sein Ziel: Er will aufklären, aufrütteln, auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam machen. Die neue Folge, die heute Abend um 20.15 Uhr ausgestrahlt wird, beschäftigt sich mit einem besonders brisanten Thema: Es geht um die Pflegesituation in Deutschland. Von Wilmsdorff will am eigenen Leib spüren, was für 3,4 Millionen Menschen in Deutschland Realität ist – ein Pflegefall zu sein.

Als Vorbereitung lässt sich der Reporter beide Arme eingipsen und die Beine fixieren. So kann er sich weder selbst waschen noch alleine essen. „Das entsprach dem Zustand von einem Pflegegrad 5“, erklärt von Wilmsdorff. Was bedeutet, man wird gefüttert und benötigt Hilfe beim Toilettengang. „Ich fand diese Abhängigkeit anfangs sehr frustrierend, habe nur nach Hilfe geklingelt, wenn es gar nicht mehr anders ging“, so der 54-Jährige, der in Bonn geboren wurde. Dann habe er nach und nach die Scheu verloren und sich helfen lassen – selbst beim Urinieren. Ein erstes Fazit: „Wenn man die Situation so nah nachfühlt, bekommt man noch mehr Verständnis für den zu Pflegenden, vor allem aber enormen Respekt vor der unglaublichen Leistung des Pflegepersonals. Der Job des Pflegers ist extrem hart – physisch und psychisch.“

Und kann er sich für seinen letzten Abschnitt ein fremd-betreutes Leben vorstellen? „Das hängt ganz vom Pflegeheim ab“, sagt von Wilmsdorff. „Ich finde es tröstlich, dass es durchaus auch sehr gute Einrichtungen gibt, wo man noch eine würdevolle und schöne letzte Lebensphase verbringen kann.“ Nach seinem Selbstversuch sei er aber doch auch „enorm dankbar“, dass es ihm so gut gehe.

Einen Tipp für Angehörige hat der Reporter auch noch. „Sie sollten sehr wachsam sein, was Qualität und den Personalschlüssel angeht“, rät er. Und auf vermeintliche Kleinigkeiten wie den Geruch in einem Heim achten. „Wenn es nach Urin riecht, ist das kein gutes Zeichen.“ Idealerweise sollte man direkt mit Bewohnern sprechen und deren Meinung hören. Und: Keine schnellen Entscheidungen! „Im Zweifelsfall besser erst mal eine Tagespflege wählen und dann in Ruhe weitersuchen.“

STEFANIE THYSSEN

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