Unauffällige Rentnerinnen und Rentner, die im großen Stil Drogen schmuggeln – was wie gut erfunden klingt, ist Realität. Der österreichische Autor und Regisseur Rupert Henning (51) verfilmte im neuen „Tatort“-Fall für die Münchner Kommissare Batic und Leitmayr (Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl) mit dem Titel „One Way Ticket“ (ARD, 2. Feiertag, 20.15 Uhr) ein Buch, das auf einer wahren Geschichte beruht.
„One Way Ticket“ ist Ihr erster Münchner „Tatort“. Wie haben Sie sich den beiden Hauptfiguren genähert?
Vorsichtig. (Lacht.) Ich habe mich angenähert, indem ich ein paar Filme mit den beiden angeschaut beziehungsweise nochmals angeschaut und auf diese Weise versucht habe, aus einer flüchtigen eine etwas nähere Bekanntschaft zu machen.
Wie durchsetzungsstark muss man sein, um seine Vorstellungen gegen die alten Hasen Wachtveitl und Nemec durchzusetzen? Gab es Widerstand?
Ich finde Widerstand gut. Keinen Widerstand im negativen Sinn, ich musste mich nicht durchsetzen, indem ich mich durchprügele. Natürlich sind diese beiden Schauspieler – auch wenn sie das wohl nicht gerne hören – in gewisser Weise ein altes Ehepaar und agieren auch so, im Positiven wie im Negativen.
Es geht um Seniorinnen und Senioren, die für Geld oder aus Liebe Drogen schmuggeln. Was hat Sie an dieser Idee so fasziniert?
Am Anfang stand das Schicksal eines Rentners, über den ich mal einen Artikel im „Spiegel“ gelesen habe. Da sitzt ein Deutscher, der seinen Lebensabend genießen will, plötzlich zwischen Schwerverbrechern in einem Gefängnis in Kenia. Ich hab’ mich gefragt: Was ist da passiert? Wie ist der da hingekommen?
Und?
Der Mann war mit seinem Geschäft pleite gegangen und hatte danach jahrelang für ein Drogenkartell als Kurier gearbeitet. Und so bin ich auf das Thema Altersarmut gekommen. Ich finde es bedenklich, dass Menschen, die in einem der reichsten Länder der Welt leben, als Rentner merken: Hoppla, das geht sich ja alles gar nicht aus. Ich komme mit den paar Euro nicht über die Runden.
Es gibt ein kryptisches Gespräch zwischen den Kommissaren kurz vor Schluss, bei dem man das Gefühl hat, dass die beiden da über die Pensionierung sinnieren. Wollten – oder sollten – Sie damit schon einmal das Ende einer Ära andeuten?
Nein, aber ich denke, es ist vollkommen richtig, wenn zwei Menschen, die seit Jahrzehnten diesen Job machen, darüber nachdenken: Wie lange geht das noch gut? Wie schafft man das, was man mit 30 vollkommen selbstverständlich gemacht hat, mit 50, 60, 70? Warum sollten die beiden Hauptfiguren darüber nicht auch reflektieren?
Das Gespräch führte Rudolf Ogiermann.