Tödliche Atomkraft

von Redaktion

TV-KRITIK Brisantes Thema, gelungene Umsetzung – der „Polizeiruf 110“ überzeugt

VON ASTRID KISTNER

Ganz schön mutig, die potenzielle Hauptdarstellerin gleich zu Anfang des Krimis sterben zu lassen. Dass Antje Traue („Dark“, „Berlin Station“), mittlerweile internationaler Schauspielstar, den „Polizeiruf 110“ mit ihrem kurzen, aber wichtigen Auftritt adelt, spricht für die Qualität der Geschichte. „Tod einer Journalistin“ (von Silja Clemens, Thorsten Wettcke und Stephan Rick) ist eine kluge Mischung aus Politthriller und Krimi, der Korruption, Erpressung und einen Umweltskandal im deutsch-polnischen Grenzgebiet an den Pranger stellt.

Die investigative Journalistin Anne Gerling (gespielt von Traue) steht kurz davor, ein großes Ding aufzudecken. Dass sie sich bei ihrer Recherche zum Bau eines Atomkraftwerks auf polnischem Boden ausgerechnet in den zuständigen Richter im Gutachterprozess verliebt, ist nicht geplant. Nach einem konspirativen Treffen mit einem Informanten fährt die junge Frau in den Tod. Alles sieht nach einem Unfall aus – in Wahrheit aber wurde Gerling absichtlich das Genick gebrochen.

Regisseur Stephan Rick entlarvt schon früh die bösen Buben im Spiel und schafft es dennoch, den „Polizeiruf“ aus Brandenburg mit überraschenden Wendungen bis zum Schluss spannend zu halten. Während die Kommissare Lenski (Maria Simon) und ihr Kollege Raczek (Lucas Gregorowicz) angenehm unaufgeregt ermitteln, bleibt der komplexen Geschichte genügend Zeit, sich zu entfalten. Und auch das Lokalkolorit kommt in diesem eher ruhigen, aber durchaus gelungenen Krimi zum Tragen. Die Polen sprechen Polnisch und nicht akzentfrei Deutsch. Als Zuschauer ist man auf den Simultandolmetscher im Prozess ebenso angewiesen wie Kommissarin Lenski. Eine feine Idee für einen authentischen Krimi.

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