Wie es aussieht, wenn der Blinde den Lahmen führt, zeigten Mario Adorf und Tilo Prückner im Jahr 1976. Als Gaunerpärchen im Kultfilm „Bomber & Paganini“ waren die beiden Schauspiellegenden aufeinander angewiesen. Der eine landete nach einem missglückten Bankraub im Rollstuhl, der andere verlor sein Augenlicht. Trotzdem hielten sie zusammen wie Pech und Schwefel. „Wir hatten damals eine Menge Spaß“, erinnert sich Adorf, der in der Tragikomödie „Alte Bande“ heute um 20.15 Uhr in der ARD mit Prückner sein Ganoven-Comeback feiern darf.
Mit fast 90 (Adorf) und fast 80 (Prückner) beweisen sie unter der Regie von Dirk Kummer, dass sie immer noch ein Duo im gefährlichen Alter sind. Eigentlich hat es sich der Kölner Berufskriminelle Johannes Bückler (gespielt von Mario Adorf) hinter Gittern gut eingerichtet. Er ist der Boss im Bau, verleiht Geld, lässt andere für sich springen und haut als ehemaliger Amateur-Boxer auch jüngere Gegner noch locker um. Doch der Gefängnisarzt durchschaut die Fassade vom rüstigen Rentner und verlegt Boxer, wie alle ihn nennen, in den Seniorenknast.
Im Altenheim hinter Gittern mit elektrisch verstellbaren Betten und üppigem Frühstücksbuffet trifft Boxer auch seinen alten Kumpel Wallberg (Tilo Prückner) wieder. Vor Jahren haben beide einen gemeinsamen Millionenraub begangen, wurden geschnappt und verurteilt. Im Gefängnis wurden sie zu Todfeinden, weil Wallberg hinter Boxers großer Liebe Kathrin (Hildegard Schmahl) her war. An dieser Stelle kommt der damalige Komplize des Duos ins Spiel: Henne (Hermann Beyer), dem die Polizei nichts nachweisen konnte, hat Kathrin nach Jahren des Suchens endlich gefunden. Um sie wiederzusehen, plant Boxer den Ausbruch – Wallberg will mit und sich endlich die damals versteckten Juwelen aus dem Überfall holen. Das Duo schmiedet einen raffinierten Plan und schafft tatsächlich den Sprung in die Freiheit, doch die Welt da draußen hat sich zu ihrer Verwunderung sehr verändert… Eine ordentliche Dosis Demenz gemixt mit Slapstick und verhaltener Action – das Rezept von Regisseur Dirk Kummer schlägt an und zeigt keine lästigen Nebenwirkungen. „Wir wollten keine Greisengeschichte drehen“, erklärt Adorf, der am 8. September 90 Jahre alt wird. „Es geht vielmehr um zwei alte Männer, die gern leben und dem Alter manches Mal ein Schnippchen schlagen.“ Eine Gaunerkomödie fürs Herz eben mit melancholischen Zwischentönen. Eine, in der die beiden Hauptdarsteller eine äußerst gute Figur machen. Gerade in den Boxszenen verblüfft Adorf mit seiner Fitness. „Ich bin ganz gut darin, so zu tun, als wäre ich fit“, sagt der Schauspieler, der in seiner Jugend im Boxclub trainierte. Aus reinem Selbstschutz. Schließlich musste er kurz nach dem Krieg seine gehamsterten Lebensmittel vor anderen Jugendlichen verteidigen. Im Film aber müsse er sein Alter nicht verleugnen. „Es soll ja deutlich werden, dass nicht mehr alles problemlos funktioniert bei dem Boxer“, so Adorf im Interview mit dem Online-Portal „Goldene Kamera“.
Von der Bühne hat sich Mario Adorf 2019 mit einer Tournee verabschiedet (wir berichteten), eine Fortsetzung der Rentnerkomödie ist aber dennoch denkbar: „Ich hoffe, dass dieses Gaunerduo noch Mal zum Zuge kommen wird. An ihrer Konstitution wird es sicher nicht scheitern“, sagt Produzentin Anita Elsani.