Die Elbschiffe hatten die Flaggen auf Halbmast und ließen ihre Hörner erklingen, unzählige Taxis trugen Trauerflor. Und entlang der Reeperbahn auf St. Pauli versammelten sich Zigtausende Menschen, in Trauer vereint. Gestern, an dem Tag, an dem Jan Fedder 65 Jahre alt geworden wäre, hat Hamburg – und mit der Hansestadt ganz (Fernseh-)Deutschland – Abschied genommen von dem Schauspieler, der am 30. Dezember nach langem Krebsleiden gestorben war.
Und es war keine Trauerfeier im engeren Sinn. Es war vielmehr – Fedders letzte Fete. Mit Musik von Deep Purple und Bob Dylan in der Kirche, mit liebevollen Ansprachen, die zum Schmunzeln brachten, und mit einer berührenden Rede von Fedders tapferer Witwe Marion. All das hätte ihm, der den Großteil dieser Feier bis ins kleinste Detail selbst geplant und kurz vor seinem Tod noch genaue Wünsche geäußert hatte, sicher sehr gefallen. Ihm, der ein leidenschaftliches Leben voller Höhen und Tiefen gelebt hat. Der keine Party ausließ. Der, bis er schließlich nicht mehr konnte, vor der Kamera stand für sein „Großstadtrevier“. Fast 30 Jahre lang war er das Gesicht der ARD-Serie gewesen, der Polizist Dirk Matthies. Nun mussten Fans, Freunde und Kollegen Abschied nehmen.
Rund 2000 Gäste hatten die Familie und der Norddeutsche Rundfunk (NDR) in die evangelische Sankt-Michaelis-Kirche geladen. Darunter enge Wegbegleiter wie Fernsehkoch Tim Mälzer, die Moderatoren Hugo Egon Balder und Reinhold Beckmann, Kollegen wie Claude-Oliver Rudolph und Heinz Hoenig, mit denen Fedder 1981 „Das Boot“ gedreht hatte, aber auch Münchner Schauspiel-größen wie Michaela May, Uschi Glas und Axel Milberg.
Den Ort der Trauerfeier hatte Fedder, natürlich, auch selbst gewählt. Er war sowieso alternativlos. Denn hier, im Michel, war der Hamburger getauft und konfirmiert worden, hier hatte er als Kind im Chor gesungen und später, als er längst ein Star war, Jahr für Jahr an Heiligabend die Weihnachtsgeschichte vorgelesen. Und: Hier hatte Jan Fedder seiner Frau Marion das Ja-Wort gegeben. Im Jahr 2000 war das, und nun, an diesem traurigen Tag, wurde sie von seinem besten Freund Jörg Pawlik in die Kirche geleitet. Fast so, als wäre sie wieder eine Braut. Mit einem traumhaften Rosenstrauß in der Hand. Und begleitet von Jan Fedders eigener Interpretation des Liedes „La Paloma“ von Hans Albers. „Weine nicht, mein Kind, die Tränen, die sind vergebens“, heißt es da so treffend für diesen Tag.
Nachdem der Hauptpastor des Michel, Alexander Röder („Jan Fedders Tod hat ganz viele Menschen traurig gemacht“), ARD-Programmdirektor Volker Herres („Jan Fedder war der letzte Volksschauspieler“), der frühere NDR-Intendant Lutz Marmor („Er hat die Menschen berührt“) und Hamburgs Polizeipräsident Ralf Martin Meyer („Er war den Polizisten in Hamburg ein enger Wegbegleiter und Freund“) den Star in ihren Reden gewürdigt hatten, trat Marion Fedder vor die Gemeinde und verabschiedete sich mit persönlichen Worten von ihrem geliebten Jan. „Du warst alles für mich. Meine Familie. Mein Mann. Es wird nie wieder so einen geben wie Dich. Wir haben alles geteilt, sind gemeinsam durch Dick und Dünn gegangen, haben zusammen gelacht und geweint. Dass ich Dich heute hier zu Grabe tragen muss, tut mir unendlich weh. Du wirst immer einen Platz in meinem Herzen haben. Und jetzt, mein geliebter Jan, schlaf gut.“
Nach der Trauerfeier trugen Polizisten den Sarg mit Jan Fedder zum Leichenwagen, der anschließend vom Michel weg eine Runde über die Reeperbahn auf St. Pauli drehte. Über seinen Kiez also. Vorbei an der berühmten Davidwache, an Jan Fedders „Großstadtrevier“, an seiner Wohnung und vor allem vorbei an unzähligen Fans, die ihrem Star ein letztes, leises „Tschüss“ zuriefen. Die anschließende Feier, zu der Marion Fedder geladen hatte, fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Im Zwick, der Kneipe von Hugo Egon Balder auf dem Kiez in St. Pauli. Motto: „Happy Birthday, Jan!“ Er hat es genau so gewollt.