Anke Engelke startete im Jahr 1996 mit der „Wochenshow“ durch, vor zehn Jahren wurde Annette Frier als „Danni Lowinski“ zum Quotenmagneten, ein Jahr später „Knallerfrau“ Martina Hill – Sat.1-Comedyserien standen für Schauspielerinnen immer wieder am Anfang einer großen Karriere. Jetzt kommt Hanna Plaß. Die zierliche Frau mit den großen grünen Augen spielt von heute an immer freitags um 20.15 Uhr in „Think Big!“ die prollige Nicole aus einer Kölner Hochhaussiedlung. Die will nur ein Nagelstudio betreiben, landet aber stattdessen an der Universität. Mit Mantel im Leopardenmuster.
Hanna Plaß genießt das. „Ich habe sehr viel Spaß daran, mich zu verkleiden“, erzählt sie. So mancher Krimizuschauer kennt die im Jahr 1989 in London geborene Schauspielerin als Lena Hattinger, Fernsehtochter eines von Michael Fitz gespielten ZDF-Kommissars. Für die 31-Jährige, die vor Kurzem noch einen kleinen Part im „Dreigroschenfilm“ mit Lars Eidinger spielte, ist „Think Big!“ die erste Hauptrolle. Das Drehbuch ist für Plaß maßgeschneidert.
Das Ergebnis ist wirklich lustig – und rührend. Die Heldin, ein püppchenhaftes, bebendes, lautes Zentrum des Alltagswahnsinns, ist in nahezu jeder Szene zu sehen. Daheim im Plattenbau plagen Nicole eine kleptomanische Schwester, ein stinkfauler Bruder und eine mannstolle Mutter. Wenn es vor der Tür ein Problem gibt, hilft Karate. Im BWL-Studium, das sie sich mit gekauftem Zeugnis erschummelt hat, stößt die junge Frau hingegen auf kalte Akademikerwelten. „Ey, auf geht’s, Leute, das wird geil!“, jubelt sie im Hörsaal. „Frau Pütz, wenn Sie nicht wollen, dass ich mir Ihr Gesicht merke, und glauben Sie mir, das wollen Sie nicht, dann sind Sie von jetzt an pünktlich und leise. Oder Sie bleiben gleich zu Hause, verstanden?“, raunzt der Professor die Novizin an.
„Das ist das Tolle an ,Think Big!‘ – dass es eine Komödie ist, die aber viele grundsätzliche Fragen des Lebens und unserer Gesellschaft aufwirft“, erzählt die dunkelblonde Wahl-Berlinerin und nippt am Kaffee mit Hafermilch. Privat kommt sie eher als der leisere Typ rüber. Umso eindrucksvoller, mit welcher Verve sie die Nicole spielt.
Viele Szenen von „Think Big!“ wurden in Köln-Chorweiler gedreht, in der Millionenmetropole am Rhein als sozialer Brennpunkt bekannt. Plaß hat die Hochhaussiedlung in den Drehpausen kennen und schätzen gelernt: „Was toll daran ist, ist die Vielfalt. Man könnte dort wahrscheinlich alle Sprachen der Welt lernen und jemanden finden, der sie einem beibringt.“ Überhaupt, wo habe man schon so viel Weitblick?
Sie selbst wuchs in einem Dorf bei Wunsiedel (Oberfranken), weitab von jeder Großstadt auf. „Ich habe erst in meinem Studium, als ich mit 19 nach München gezogen bin, richtige Hochhäuser gesehen.“ Dort studierte Plaß an der Otto-Falckenberg-Schule, Theatergänger kennen sie aus Ibsens „John Gabriel Borkmann“ an den Kammerspielen. Unter dem Pseudonym Ginger Redcliff macht Plaß auch Musik.
Und nun eine Serie bei Sat.1. Ist diese Serie ein Nachfolgeformat für „Danni Lowinski“, in der sich einst auch eine Frau von unten hochkämpfte und sich ihren Platz in Köln eroberte? Hanna Plaß mag da nicht für den Sender sprechen. Doch sie sieht einen Trend bei deutschen Fernsehserien: „Ich glaube, es hat sich in den letzten Jahren dann doch langsam entwickelt, dass Frauenfiguren erzählt werden, die stark sind, vielfältig im Leben stehen. Da sind sich Danni Lowinski und Nicole Pütz gewiss ähnlich.“