Die Herrin der Kostüme

von Redaktion

Seit 30 Jahren ist Angela Algeier Gewandmeisterin bei der „Fastnacht in Franken“ im BR

VON STEFANIE THYSSEN

Seit 42 Jahren arbeite ich hinter der Bühne“, sagt Angela Algeier. „Im Hintergrund“, wiederholt sie – und betont charmant das „hinter“. Und nun soll ausgerechnet sie ein Interview geben? Das ist der 65-Jährigen nicht ganz geheuer. Bescheiden ist sie, keine Frau, die sich in den Vordergrund drängt. Weil sie aber eine ist, ohne die nichts läuft bei der „Fastnacht in Franken“ und vielen anderen Fernseh-, Film- und Theaterproduktionen, geht das mit dem Interview schon in Ordnung. Auch für sie.

Seit 42 Jahren arbeitet Algeier als Gewandmeisterin beim Bayerischen Rundfunk, bei der Prunksitzung aus Veitshöchheim ist sie seit 30 Jahren dabei, als die „Herrin über die Kostüme“, wie eine Kollegin sie liebevoll nennt. Mit der Sendung heute (der BR überträgt wie immer live um 19 Uhr) feiert sie ihr Jubiläum, das zugleich das Ende einer Ära ist. Denn die Münchnerin, aufgewachsen ist sie im Glockenbachviertel, geht in Rente. „Der Abschied fällt mir nach so vielen Jahren natürlich schwer“, sagt sie. „Aber andererseits freue ich mich, denn die Arbeit als Gewandmeisterin ist schon auch anstrengend.“

Letztlich kümmert sich Algeier – immer Hand in Hand mit der Kostümbildnerin Barbara Fumian – darum, dass die Ideen und Entwürfe der Kostümbildner praktisch umgesetzt werden. Das heißt, die Kleidungsstücke müssen nicht nur dem jeweiligen Träger auf den Leib geschneidert, sondern auch gewaschen, gebügelt und verladen werden. „Das merkt man am Knochengerüst“, lacht Algeier, die selbst ein Faschingsmuffel ist.

Die „Fastnacht in Franken“ gehört trotzdem zu ihren Lieblingsveranstaltungen. „Das ist jedes Jahr wie ein Familientreffen“, sagt sie. „Wir kommen einmal im Jahr nach Veitshöchheim, in diesen kleinen Ort, in dem sich dann alles um die große Live-Sendung dreht. Wir sind immer im selben Hotel, das ist wirklich sehr familiär.“

Zu ihren Lieblingskünstlern zählt Peter Kuhn. „Sein Humor trifft meinen auf den Punkt“, sagt Algeier. „Der ist einfach richtig klasse.“ Was die einzelnen Künstler heuer für Kostüme tragen, darf die Gewandmeisterin nicht verraten: „Das soll alles eine Überraschung bleiben.“ Zumal ja heuer das Finale der Sendung unter dem Motto „Karneval in Rio“.

Besonders ans Herz gewachsen sind Angela Algeier im Lauf der Jahrzehnte auch die Kabarettisten Volker Heißmann und Martin Rassau, die in Veitshöchheim als Waltraud und Mariechen quasi zum Inventar gehören, im „normalen“ Leben aber ein eigenes Theater, die Comödie in Fürth, betreiben. „Ich liebe es, wenn dort historische Stücke gespielt werden“, sagt Algeier, die hierfür selbst die Kostüme entwirft. „Daran hängt mein Herz.“ Wenn zum Beispiel „Die lustige Witwe“gespielt werde – „da siehst Du die Arbeit, die in den Kostümen steckt!“, so die gelernte Schneiderin, die nach ihrer Lehre im Musteratelier einer Modefirma gearbeitet und nach einer kurzen Station an der Oper („Das war nicht mein Ding“) zum Bayerischen Rundfunk kam.

Wenn man sie nach den Höhepunkten ihrer Karriere fragt, kommen wie aus der Pistole geschossen ganz große Namen. Horst Buchholz („Anfang der Achtzigerjahre war ich die Gewandmeisterin bei der ,Astroshow‘“), Iris Berben („Die Arbeit für ,Sketchup‘ war eine der schönsten überhaupt“) und Ulrich Tukur. „Je größer der Name, desto netter der Künstler“, lacht Angela Algeier, die auch bei den vielen Serien von Franz Xaver Bogner („Zur Freiheit“, „Café Meineid“, „Irgendwie und sowieso“) als Gewandmeisterin dabei war.

Nun steht der Abschied vom Berufsleben vor der Tür. Und die letzte „Fastnacht in Franken“. „Ich werde für die Kollegen, mit denen ich am engsten zusammengearbeitet habe, ein kleines Essen geben“, sagt Algeier. Und ob sich die Kollegen was einfallen lassen? „Ach“, sagt sie ganz bescheiden, „da lass ich mich überraschen.“

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