Geheimsache ESC

von Redaktion

Heute wollen die Verantwortlichen verkünden, wer in diesem Jahr für Deutschland antritt

VON RUDOLF OGIERMANN

Der Eurovision Song Contest (ESC) – aus deutscher Sicht zuletzt allzu oft kein Grund zur Freude. Vier der fünf Teilnehmer der vergangenen Jahre landeten ganz hinten, jedes Mal hatte es zuvor einen Vorentscheid samt Voting der Zuschauer gegeben. Diesmal ist alles anders. Nach dem vorletzten Platz des Duos Sisters im vergangenen Jahr beim Finale im israelischen Tel Aviv hat der für den deutschen Beitrag verantwortliche Norddeutsche Rundfunk (NDR) das Publikum kurzerhand „ausgesperrt“.

Der deutsche Beitrag ist längst ausgewählt, von zwei Jurys hinter verschlossenen Türen. Ein internationaler Kreis aus 20 „Musikprofis“ sowie einhundert „ESC-Fans“ haben unabhängig voneinander entschieden. Wer für Deutschland am 12. Mai zum Finale nach Rotterdam reist, ob Mann, Frau, Duo oder Gruppe – darüber wollte der NDR vorab partout nichts verraten. An diesem Donnerstag um 21.30 Uhr soll das Geheimnis endlich gelüftet werden, in der Sendung „Unser Lied für Rotterdam“, die – ebenfalls ein Novum – nicht im Ersten, sondern bei One laufen soll. Moderatorin ist Barbara Schöneberger.

Schon vorab loben die Macher um ARD-Unterhaltungschef Thomas Schreiber und die neue Delegationsleiterin Alexandra Wolfslast ihren Favoriten in den höchsten Tönen. „Unser Act hat die nationalen und internationalen Expertinnen und Experten begeistert“, so Schreiber: „Wir sind zuversichtlich, dass die Wahl auch bei den ESC-Fans auf sehr breite Zustimmung stoßen wird.“ Und Wolfslast verteidigt das lange Schweigen: „Wir brauchten die Zeit, um konzentriert schon sehr viele Dinge für Rotterdam vorzubereiten. Umso mehr freuen wir uns, nun diesen tollen Act präsentieren zu können.“

Bei den Fans ist die Enttäuschung groß, nicht an der Auswahl beteiligt gewesen zu sein. Sie fragen sich, warum ausgerechnet das Urteil der Zuschauer so falsch gewesen sein soll, schließlich habe 2019 die Fachjury die Sisters ebenfalls auf Platz eins gewählt. Der NDR verweist darauf, dass interne Nominierungen bei den teilnehmenden Ländern immer populärer würden. So seien im vergangenen Jahr zwölf Acts (von 41) direkt bestimmt worden, in diesem Jahr seien es bereits 16.

Neben finanziellen Gründen – ein Vorentscheid oder gar ein aus mehreren Folgen bestehendes Casting ist teuer – führen die Verantwortlichen die Statistik ins Feld, derzufolge zuletzt die erfolgreichsten Künstler beim Song Contest intern nominiert worden seien. Acht von insgesamt 20 ESC-Topplatzierten in den vergangenen fünf Jahren kamen demnach durch Vorentscheide zum Zug, zwölf wurden durch Jurys bestimmt. Als Beispiel wird der Schweizer Luca Hänni genannt („DSDS“-Sieger 2012), der im vergangenen Jahr Platz vier erreichte, das beste Schweizer Ergebnis seit 1993. Und noch etwas mindere die Chancen, so ARD-Mann Schreiber. Zu viele renommierte Künstler scheuten eine eventuelle Niederlage im Vorentscheid.

Hat Deutschland also heuer alles dafür getan, mal wieder in den Top Ten zu landen? Am 16. Mai steht das Ergebnis fest…

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