Dieser Film startet sozusagen mit dem Ende. Die Polizei umstellt eine Kneipe in Wien. Darin ein Mann mit Pistole und weiblicher Geisel. Der Freund der Frau fährt vor, erfährt von der Tat. Verzweiflung. Was in dem Lokal geschieht, bleibt unklar. Erst nach rund 20 Minuten rückt der Mann in den Fokus, um den es in „Südpol“ geht – der Kneipe und dem gleichnamigen Film. Das Erste zeigt ihn heute um 20.15 Uhr.
Hans (Juergen Maurer) hat seinen Job verloren und damit auch jeden Mut. Als er die Kündigung nicht mehr länger vor seiner Frau verheimlichen kann, zieht Hans einen beispiellosen Schlussstrich. Nikolaus Leytners Film springt in die Vergangenheit, zeigt Hans’ Schicksal, die Wochen nach der Kündigung. Wie er, statt zur Arbeit zu gehen, verloren durch die Straßen zieht. Und dabei immer wieder im „Südpol“ landet.
Meist ist hier nicht viel los – und so kommt er mit der Kellnerin Ella (Lili Epply) ins Gespräch. Seine Traurigkeit gefällt ihr. Sie reden über die Angst vor dem Leben und vor dem Sterben. Doch eines Morgens die Eskalation. Aus dem Nichts zieht Hans die Waffe, bedroht die junge Frau. Der „Südpol“ wird abgeriegelt. Tränen bei ihr, als er seine Lebensbeichte ablegt. Seine letzten Arbeitstage habe er damit verbracht herauszufinden, was er falsch gemacht habe – ergebnislos: „Der Fehler war wohl ich.“
„Sie sind doch kein Geiselnehmer“, sagt die schwangere Studentin: „Das ist Ihnen doch alles nur passiert, oder?“ Die Kamera verfolgt das immer persönlicher werdende Verhältnis zwischen den beiden, aus dem „Sie“ wird irgendwann ein „Du“. Maurer und Epply harmonieren bestens – er mit harter Miene, sie verwundbar und dennoch stark.
Hauptdarsteller Maurer beschreibt Hans’ Schicksal so: „Bei seinem Versuch, sich zu fangen, hält er sich auch an dieser jungen Frau fest, um wieder einen positiven Klang in seinem tristen, grauen Tagen zu finden. Das kumuliert dann unglücklich in einer eigentlich unbeabsichtigten Geiselnahme.“
Zu Ellas Freund sagt die Einsatzleiterin: „Wissen Sie, 90 Prozent aller Geiselnahmen werden durch Verhandlungen beendet – indem man redet, indem man den Täter kennenlernt. All das muss jetzt Ella machen. Das ist unsere einzige Chance.“