Piet ist ein Spieler, und das ganze Leben ein Spiel für ihn. Haushoch verloren hat der Finanzjongleur schon einmal, ist von ganz oben nach ganz unten gefallen: Nach einer Konkursverschleppung musste der Börsenmakler und Restaurantbesitzer Privatinsolvenz anmelden und wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Jetzt bezieht er Hartz IV und wird von seinem Fallmanager dazu verdonnert, einen Job als Fahrer bei der Hamburger Tafel anzunehmen. Dabei trifft er auf Vero, seine einstige große Liebe – und zweite große Niederlage seines Lebens: Die Managerin eines Auktionshauses hilft dort ehrenamtlich aus. Gleich knistert es wieder gewaltig zwischen den beiden in der Liebeskomödie „Liebe verjährt nicht“, die das Erste am Samstag um 20.15 Uhr ausstrahlt.
Wobei Knistern bei Piet und Vero auch und vor allem bedeutet: Streiten, dass die Fetzen fliegen. Einer der zentralen Punkte dabei ist die Frage, wer vor 20 Jahren den anderen verließ. Und wieso Piet damals nicht zum Tramp-Trip Richtung Venedig erschien. Auch um Piets aktuelle Einsatzbereitschaft in Sachen Liebe zu testen, schlägt Vero vor, das Abenteuer nachzuholen. So stehen also kurz darauf zwei um die 50-Jährige an der Zufahrt zur Autobahn und halten den Daumen raus. Der Film legt eine große Sympathie für schräge und fast schon märchenhafte Entwicklungen an den Tag. Realistisch will er nicht unbedingt sein, ist sprunghaft, teils betont konstruiert erzählt. Ungewöhnliche Erzählstrategien in Ehren, aber so ganz wollen sich die Szenen nicht zu einem runden Ganzen verbinden. Das von Wolfgang Limmer geschriebene und von Sebastian Hilger inszenierte Liebes-Road-Movie gerät so ein bisschen zu einer Art Nummernrevue: Das Ergebnis ist eine Fülle von Szenen und Einfällen, die teils sehr charmant sind, teils gehen die Gäule mit Buch und Regie durch.
Auch gerät die Dramaturgie gelegentlich unbeholfen, wenn die Vorgeschichten der Protagonisten plump über langwierige Dialoge transportiert werden. Dennoch findet die Komödie immer wieder frische. liebevolle Bilder für die Mischung aus Vertrautheit und Schmetterlingen im Bauch, die die Beziehung zwischen Piet und Vero prägt. Im Kern funktioniert „Liebe verjährt nicht“: Das lustvolle, überzeugende Spiel von Heino Ferch und Tanja Wedhorn in den Hauptrollen macht so manche Schwäche wett. Die Chemie zwischen ihnen passt. Klar also, dass Piet diesmal mit höherem Einsatz als damals ins Spiel um die Liebe gehen wird.