Fatale Flucht in ein neues Leben

von Redaktion

„TATORT“-KRITIK Der Dresdner Fall liefert starke Bilder und keine überflüssigen Dialoge

VON ASTRID KISTNER

Kein Beziehungsstress, kein Zoff mit den Kindern oder Kompetenzgerangel mit dem Chef – der „Tatort“ aus Dresden wagt Außergewöhnliches: Er lässt die Kommissare einfach nur ihren Dienst tun. Wie viel Kraft und Spannung dabei entstehen können beweisen Karin Hanczewski, Cornelia Gröschel und Martin Brambach im taffen Polizeithriller „Die Zeit ist gekommen“, in dem sie als gut eingespieltes Trio glänzen.

Die Autoren Stephanie Veith und Michael Comtesse traktieren sie nicht mit überflüssigen Dialogen und konzentrieren sich stattdessen auf die Geschichte einer Geiselnahme, die Regisseur Stephan Lacant in starken Bildern glaubwürdig umsetzt. Es ist eine Verkettung unglücklicher Ereignisse, die den Ex-Häftling Louis Bürger und seine Frau auf die schiefe Bahn befördern. Ein Nachbar ist ermordet worden, und die Indizien sprechen dafür, dass Bürger etwas mit der Gewalttat zu tun haben könnte. Der beteuert seine Unschuld. Doch keiner glaubt dem jungen Familienvater, der in der Untersuchungshaft einen fatalen Fluchtplan ausheckt, weil er längst den Glauben an die Gerechtigkeit verloren hat. Er will mit Frau und Sohn, der in der Obhut eines Kinderheims ist, weit weg und ein neues Leben anfangen.

Max Riemelt und Katia Fellin spielen das ebenso verliebte wie verzweifelte Ehepaar mit so einer Wucht und Empathie, dass es eine Freude ist, zuzuschauen. Die Geiselnahme im Kinderheim, die Ausweglosigkeit der Situation, die sich mit jeder Minute zuspitzt, und die Suche nach dem wahren Täter, den Kommissariatsleiter Schnabel (großartig: Martin Brambach) quasi im Alleingang findet – das alles verwebt dieser „Tatort“ zu einem sehenswerten Krimi, der von Anfang bis Ende überzeugen kann.

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