Die Rolle meines Lebens

von Redaktion

Schauspieler Christian Kohlund überzeugt in drei neuen „Zürich-Krimis“ der ARD

Früher war er im Fernsehen auf eher seichte Rollen abonniert, doch seit ein paar Jahren macht Christian Kohlund (69) mit eisgrauem Bart als Charakterdarsteller auf sich aufmerksam: In der ARD-Filmreihe „Der Zürich-Krimi“ spielt der Schweizer den Anwalt Thomas Borchert, der immer wieder in Kriminalfälle verwickelt wird, in denen er sich konsequent auf die Seite der Schwachen stellt. Am Donnerstag ist in der ARD um 20.15 Uhr die erste von drei neuen Folgen des „Zürich-Krimis“ zu sehen. Im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt Kohlund, der lange das „Traumhotel“ der ARD leitete, warum sein Reisefieber nachgelassen hat und warum er die Rolle des Anwalts Borchert für die schönste seiner Karriere hält.

Wie geht es Ihnen in der Corona-Krise?

Ich mache mir wahnsinnig viel Gedanken, bin besorgt und versuche so viele Informationen zu bekommen, wie es überhaupt nur geht. Aber das ist natürlich auch sehr belastend. Ich gehöre mit meinen 69 Jahren ja schon zur Risikogruppe. Ich kann nur hoffen, dass wir das irgendwann wieder in den Griff kriegen.

Wo verbringen Sie die Tage?

Ich bin mit meiner Frau in unserem Häuschen im Bayerischen Wald und habe es insofern noch ganz gut, als ich in den Garten rausgehen oder mit meinem Hund spazieren gehen kann, ohne irgendjemanden zu treffen.

Was macht die Arbeit?

Die ruht momentan, wir haben ja gerade zwei „Zürich-Krimis“ in den Schweizer Bergen gedreht, mussten aber nach zehn Tagen wegen Corona abbrechen. Das sollte ein „Zürich-Krimi“-Special für die Weihnachtszeit werden. Das Wetter war prima, wir hatten Schnee, alles wie bestellt – bis auf Corona. Seit ein paar Wochen bin ich wieder zu Hause.

Sie haben bereits zehn Krimis für die Reihe abgedreht, wie fällt Ihre Zwischenbilanz aus?

Sehr erfreulich. Ich kann sogar sagen, dass die Rolle des Anwalts Borchert die schönste und herausforderndste Arbeit ist, die ich in meinem Berufsleben hatte. Ich finde, wir sind mit der Reihe auf einem wahnsinnig guten Weg. Es ist schwer, in diesem Überangebot an Fernsehkrimis etwas zu machen, das sich abhebt. Ich glaube, dass wir mit Regisseur Roland Suso Richter wirklich gut unterwegs sind und hoffe natürlich, dass wir das noch ein paar Jahre machen dürfen.

Kommen Sie gut mit der jungen Kollegin Ina Paule Klink klar, die Borcherts Chefin spielt?

Ja, das klappt wunderbar, sie ist unser Sonnenschein. Sie ist eine sehr bodenständige Frau, und die Zusammenarbeit mit ihr ist jeden Tag eine Freude. Sie hat Biss, und sie hat Humor.

Warum siezen sich Borchert und seine Chefin Kuster eigentlich immer noch?

Das machen wir ganz bewusst so und das finde ich auch ganz schön. Sie sind ja beide Gerechtigkeitsfanatiker, und der Borchert sieht sich in Dominique Kuster ja auch ein bisschen selber, er war früher genau wie sie ein Mensch mit großen Idealen. Die beiden siezen sich – aus Respekt.

Der von Ihnen gespielte Anwalt Borchert kocht ganz gerne. Kochen Sie auch privat?

Sehr gerne, wobei die gehobene Küche nicht gerade mein Ding ist. Ich liebe bodenständige, unkomplizierte Speisen und bin ein großer Fan der einfachen, italienischen Küche. Unprätentiöse Gerichte wie Pasta auf den Punkt – das mag ich am liebsten und das bereite ich auch gerne zu. Es darf aber auch was Einheimisches sein, Pellkartoffeln mit einem Stück Käse und einem grünen Salat zum Beispiel. Ich gehe auch mal gepflegt essen, aber ich muss das wirklich nicht jeden Tag haben.

Reisen Sie noch viel? Als Hoteldirektor Winter in der Reihe „Das Traumhotel“ haben Sie ja die halbe Welt gesehen…

Lange nicht mehr so viel wie früher. Es gibt zwar noch viele Dinge, die ich gerne mal sehen möchte, aber ich war schon in vielen Ländern und das reicht mir. Mir ist gerade in den letzten Jahren aufgefallen, dass die ganze Reiserei wahnsinnig anstrengend ist in diesen Langstreckenfliegern – das erspare ich mir mittlerweile ganz gerne.

Sie bleiben lieber daheim?

Ja, ich genieße das Landleben im Bayerischen Wald mit all den Feldern, Wiesen und Wäldern, fahre aber auch in meine Heimat, die Schweiz. Das ist schon ein verdammt schönes Land. Als jungen Menschen zieht es einen in die Ferne, und wenn man älter wird, merkt man erst, wie schön es da ist, wo man herkommt.

Das Gespräch führte

Martin Weber.

Artikel 2 von 2