Seinen ersten Hit singt Tom Jones immer noch gern, manchmal sogar spontan. In der britischen Castingshow „The Voice“, in der Jones als Juror und Coach mitmacht, forderte ihn Popsänger Olly Murs unlängst auf, „It’s not unusual“ zu interpretieren. Der Entertainer ließ sich nicht lange bitten und sorgte beim Publikum für tosenden Applaus. Dabei waren viele Zuschauer noch gar nicht geboren, als der Song im Jahr 1965 veröffentlicht wurde. Sir Tom Jones ist ein Star für mehrere Generationen – am Sonntag feiert er seinen 80. Geburtstag.
Dabei beginnt sein Leben wenig glamourös. Thomas Jones Woodward wird 1940 im beschaulichen Pontypridd im Süden von Wales geboren. Als Kind entdeckt er die Leidenschaft fürs Singen – die Schule liegt ihm weniger. Er geht als 15-Jähriger ohne Abschluss ab. Als seine Jugendliebe Linda schwanger wird, heiraten die beiden mit 16. Als Arbeiter und Staubsauger-Vertreter verdient Jones sein Geld. Abends tritt er als Tommy Scott and the Senators in Arbeiterclubs auf. Sein markanter, kräftiger Bariton macht dabei Vertreter der Musikbranche aufmerksam. Ihr Manager bringt die Gruppe nach London und schlägt den Namen Tom Jones vor – inspiriert vom gleichnamigen Kinohit. „Was ich in Tom Jones höre, ist der Mädchenname meiner Mutter“, schreibt Jones in seiner Autobiografie. „Es ist ein Name, bei dem ich sofort das Gefühl habe, dass er zu mir gehört.“
Bei Decca Records unterschreibt Jones 1963 einen Vertrag. Schon die zweite Single „It’s not unusual“ bringt den Durchbruch. Im selben Jahr singt er die Titelsongs für die Komödie „What’s new Pussycat?“ und den James-Bond-Film „Feuerball“. Jones wird zum Weltstar. Fortan ist der Arbeitersohn in der Glitzerwelt von Hollywood und Las Vegas gefragt. „Berühmt zu sein, ist auf jeden Fall besser als die Alternative, nicht berühmt zu sein“, sagt er.
Dann wandelt sich der Sänger zum Entertainer. Im Fernsehen moderiert er seine eigene Show. In „This is Tom Jones“ musiziert er mit Stevie Wonder, Janis Joplin, Jerry Lee Lewis und Little Richard. Jones begeistert das Publikum mit mitreißenden Auftritten – und mit Sex-Appeal. Er trägt seine Hemden weit aufgeknöpft und die Hosen eng. Seine überwiegend weiblichen Fans werfen ihm Unterwäsche auf die Bühne – ein Running Gag, den der Sänger nie wieder ganz los wird. Doch Anfang der Siebziger reißt die Erfolgsserie. Neue Singles laufen nicht im Radio, Alben floppen. 1988 erfindet sich Jones neu. Für die Soundtüftler von Art of Noise singt er die Prince-Nummer „Kiss“. Das Video läuft auf MTV, Jones gilt plötzlich als cool.
Für „Reload“ (1999) covert er im Duett unter anderem mit Robbie Williams und Portishead Songs wie „Burning down the House“. Dazu schreibt ihm Mousse T. „Sex Bomb“ auf den Leib – der Über-Hit. Seit 2012 glänzt Jones, der 2005 von Königin Elizabeth II. zum Ritter geschlagen wird, als Coach bei der TV-Show „The Voice“. Und Sir Tom macht weiter Musik, 2021 will er wieder touren.