Der Mann für Millionen

von Redaktion

Eine RTL-Dokumentation versucht, dem „Phänomen Günther Jauch“ auf den Grund zu gehen

VON STEFANIE THYSSEN

Der Applaus spricht Bände. Günther Jauch betritt das „Wer wird Millionär?“-Studio – und die Zuschauer wollen gar nicht aufhören zu klatschen. Sie mögen ihn einfach, diesen Moderator, der mit seinen 63 Jahren noch wirkt wie der nette Junge von nebenan. Er ist Teil ihres Lebens geworden, als regelmäßiger Gast im Wohnzimmer. Und das seit Jahrzehnten. Grund genug,dem „Phänomen Günther Jauch“ auf den Grund zu gehen. RTL zeigt die Produktion heute um 20.15 Uhr.

Gastgeber dieses Abends, der noch vor der Corona-Krise aufgezeichnet wurde, ist Oliver Pocher. Ausgerechnet?! Auf den ersten Blick mag das verwundern. Aber Jauch muss ihn, der immer noch etwas Flegelhaftes an sich hat, mögen. Es gibt jedenfalls kaum eine Sendung, bei der Jauch drauf steht und Pocher nicht auch irgendwie mit drin ist.

Tatsächlich macht der junge Kollege seine Sache sehr charmant. Er nimmt dort Platz, wo sonst Günther Jauch sitzt. Der wiederum wird auf dem „heißen Stuhl“ platziert, auf dem üblicherweise seine Kandidaten um die Million spielen. Zwischendurch rutscht Pocher sogar das „Du“ raus, wenn er Jauch eine Frage stellt. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit – war doch bisher Thomas Gottschalk der einzige im deutschen Fernsehen, der mit „dem Günther“ per Du war.

„Wir wollen Ihr ganzes Leben beleuchten“, kündigt Pocher dann wieder etwas staatstragender an – und genau das passiert. Jauch erzählt einiges, was bekannt ist. Etwa, dass er mit 16 Jahren wusste, dass er Journalist werden will, dass er sein Abitur mit 3,1 bestanden hat und dass er auch im längst erwachsenen Alter immer noch „das Gesicht eines Schülerzeitungsredakteurs“ hatte.

Man sieht dann aber auch herrliche Bilder aus der Zeit beim Bayerischen Rundfunk mit Thomas Gottschalk („Unsere Freundschaft begann damit, dass ich sein Fan war“), staunt über ein Interview mit Uwe Ochsenknecht, das Ende der Achtzigerjahre in „Live aus dem Alabama“ fast eskaliert wäre (Jauch: „Du bist für mich ja nicht so der Frauentyp“) und blickt auf lustige, waghalsige, auch manch peinliche Szenen seiner Karriere.

Rührend wird es, wenn Jauch mit stockender Stimme erzählt, wie er zwei seiner vier Töchter aus Russland adoptiert hat („Danke, Gorbi!“). Wenn er in ein Seniorenheim nach Tel Aviv reist, um „die letzten Zeitzeugen“ zu treffen. Oder auch, wenn er über Frank Elstner spricht, dem er viel verdankt.

Und was macht nun seinen Erfolg aus, will Oliver Pocher zum Schluss wissen. „Es ist“, stapelt Jauch tief, „auch viel Glück dabei“. Mit dieser Haltung dem Leben, seinem Leben, gegenüber, ist wahrscheinlich tatsächlich das meiste gesagt.

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