Der Ruhestand blieb ihm erspart. Genauso, wie es sich Tilo Prückner immer gewünscht hat. Bis zum Schluss wollte er vor der Kamera stehen. „Weil ich das Gefühl habe, dass mich das Drehen jung und lebendig hält“, sagte der 79-Jährige im letzten Interview mit unserer Zeitung. Jetzt ist Prückner, den die Fernsehnation aus der ZDF-Krimireihe „Kommissarin Lucas“, als ARD-„Rentnercop“ und ehemaligen „Tatort“-Kommissar kennt, plötzlich und unerwartet gestorben.
Grantig, verschroben, schlitzohrig – das waren die Typen, die Tilo Prückner oft und gerne spielte. Über mangelnde Angebote konnte der Mann mit dem markanten Schnauzer und der rauen Stimme nicht klagen, bis ins hohe Alter war sein Terminkalender voll. Und Prückner war froh darüber: „Wir Schauspieler haben das große Privileg, dass die Figuren im Fernsehen mit uns altern. Es gibt zwar nicht mehr so viele, aber immer noch gute Rollen – auch für ältere Menschen.“
Ob Kluftingerkrimi, die „Ostwind“-Filme oder der ARD-Erfolg „Adelheid und ihre Mörder“ – Prückner war gefragt. Das Älterwerden nahm der gebürtige Augsburger mit Humor. Früher sei er der Jüngste am Set gewesen, heute eben der Älteste. Es waren oft die kleineren Rollen, die er mit seiner Originalität adelte. So wie die Figur des Vermieters Max in „Kommissarin Lucas“. Das sei „ein echter Wadlbeißer“. Ein Kauz mit einem großen Herzen, den seine Kollegin, Hauptdarstellerin Ulrike Kriener, sehr schätzte.
Die Vorliebe für kantige, knurrige Typen und die Neugier aufs Leben hat Prückner während seiner langjährigen Karriere nie verloren. Die begann der Schauspieler nach Abitur und abgebrochenem Jurastudium Anfang der Sechzigerjahre mit einer Schauspielausbildung in München. Prückner war Mitbegründer der Schaubühne Berlin, spielte am Schauspielhaus Zürich und gastierte am Bayerischen Staatsschauspiel.
Anfang der Siebzigerjahre wurde er oft von den Regisseuren des Neuen Deutschen Films eingesetzt, so in „Die Verrohung des Franz Blum“ von Reinhard Hauff und in „Der Schneider von Ulm“ von Edgar Reitz. Für seine Rolle in „Bomber und Paganini“ an der Seite von Mario Adorf erhielt er 1976 den Deutschen Darstellerpreis.
Und wenn er nicht vor der Kamera stand? Dann freute er sich, seine Familie und insbesondere seine beiden Enkel treffen zu können. „Ich kann meine Drehpausen sehr genießen, weil ich weiß, dass danach wieder etwas Neues kommt“, sagte er. Die Familie, Freunde und seine Fans werden ihn vermissen.
Zum Gedenken
an Tilo Prückner zeigt das Erste morgen um 20.15 Uhr nochmals den Film „Holger sacht nix“ von 2011.