Reif für die Insel

von Redaktion

In der „Wilsberg“-Folge „Morderney“ ermittelt der Privatdetektiv an der Nordsee

VON CARSTEN LINNHOFF

Einfach mal nichts tun! Nach mehr als 50 Fällen seit 1995 hat die ZDF-Erfolgsreihe „Wilsberg“ ihrem Helden einen Tapetenwechsel verordnet. Der Privatdetektiv, gespielt von Leonard Lansink, verlässt Münster und reist mit Kommissarin Anna Springer (Rita Russek) an die Nordsee. Wäre da nur nicht Annas Patentochter Merle (Janina Fautz). Die Nervensäge mitten in der Selbstfindungsphase lässt jede Hoffnung auf ein paar romantische Stunden zu zweit in weite Ferne rücken. Wird es dennoch endlich mal was mit Wilsberg und Springer? Wer bei der Erstausstrahlung vor zwei Jahren nicht vor dem Fernseher gesessen hat, kann sich am Samstag um 20.15 Uhr überraschen lassen. Dann läuft im ZDF nochmals die Folge „Morderney“.

Wilsbergs Freund Ekki (Oliver Korittke) und Rechtsanwältin Alexandra Holtkamp (Ina Paule Klink) tauchen in dieser Episode kaum auf. Sie dürfen zum Abschied winken und die Urlauber nach der Lösung des Falls wieder in Münster begrüßen. Dazwischen treten andere Fernsehlieblinge aus dem Zweiten auf den Plan. Die Reihe „Friesland“ – seit 2014 im Programm – leiht Ermittler aus. Solche „Crossover“-Folgen sind in den USA Routine, hierzulande eher die Ausnahme.

Die Fans können sich also auf Wortgefechte ihrer Helden mit Kommissar Jan Brockhorst (Felix Vörtler) und Insa Scherzinger (Theresa Underberg) freuen. Scherzinger ist in der „Friesland“-Reihe eine Apothekerin, die immer wieder ihre Kompetenzen überschreitet und sich in „Morderney“ den Annäherungsversuchen von Springers Assistent Overbeck (Roland Jankowsky) erwehren muss. Wilsberg dagegen kann nicht über seinen Schatten springen und hält weiterhin mit seinen Gefühlen für Anna hinterm Berg. Das nutzt Brockhorst gnadenlos aus und umschwärmt die Kommissarin aus Münster.

Der Fall an sich dreht sich um Scharmützel in der Lokalpolitik. Im Kampf um den Naturschutz auf der Nordsee-insel prallen die Interessen von Unternehmer Hauke Tiedemann (Bernhard Schütz) und die persönlichen Befindlichkeiten seiner Frau Saskia (Rike Schmid) aufeinander. Autor Stefan Rogall und Regisseur Dominic Müller sorgen wieder für spannende Unterhaltung. Was diese Samstagabendkrimis ausmacht, sind die Dialoge. Als Anna mit einem Regenschirm bewaffnet aus Angst vor einem Einbrecher hinter einer Tür wartet, kommentiert Wilsberg das trocken: „Wir sind doch noch gar nicht verheiratet.“ Und das ist auch gut so.

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