Klamauk trifft Krimi

von Redaktion

AUF DEN ZWEITEN BLICK Wieder gewinnt ein „Tatort“ aus Weimar – der beim zweiten Sehen amüsiert

VON KATJA KRAFT

Wenn man sich so gar nicht an einen ein paar Jahre alten Film erinnern kann, ist das zumeist ein schlechtes Zeichen. Aber man hat doch damals die Kritik zu „Der treue Roy“ aus Weimar geschrieben! Zu jenem „Tatort“-Fall also, den die Zuschauer vergangene Woche beim Online-Voting dazu auserkoren haben, noch einmal gezeigt zu werden. Ein Blick ins „Merkur“-Archiv bestätigt: Richtig, man hat den Film damals gesehen. Nur so richtig angetan war man nicht.

Gestern lief er also nun ein zweites Mal zur besten Sendezeit in der ARD. Die Erstausstrahlung war im April 2016. Vier Jahre und erneute 88 Filmminuten später muss man feststellen: Ganz so grauslich war’s doch gar nicht.

Stimmt schon, manche Drehbuchzeilen holpern („So was hab’ ich noch nie gesehen, unbegreiflich.“ „Wie konnte das denn passieren?“). Und die eine oder andere Spaß-Einlage ist so platt, dass man höchstens sehr, sehr müde lächelt (Carl Heinz Choynski, der den verwirrten alten Mann gibt, beispielsweise). Doch machen die Autoren Murmel Clausen und Andreas Pflüger das mit trockener Situationskomik wieder wett. Etwa, als Kommissarin Kira Dorn (Nora Tschirner) das Portemonnaie des völlig verbrannten Verstorbenen durchsucht und lakonisch feststellt: „Organspendeausweis!“ Oder als ihr privater und beruflicher Partner Lessing (Christian Ulmen) einen Verdächtigen im Schrank sitzen sieht, sich zu ihm herunterbeugt und fragt: „Wer sitzt denn da im Schrank? Kommen Sie raus oder sollen wir reinkommen?“ Klamauk trifft Krimi – so läuft das in Weimar.

„Ist das hier ,Tatort‘-Persiflage oder ernst gemeint?“, heißt es in der erwähnten „Merkur“-Filmbesprechung aus dem Jahr 2016. Liegt’s an der geringen Erwartungshaltung, dass man beim zweiten Schauen nun mehr Milde walten lässt? Oder daran, dass man sich über die sieben Filme, die in der Zwischenzeit auf den „treuen Roy“ gefolgt sind, an das damals erst drei Episoden alte Team und diese etwas andere Art von Krimi-Unterhaltung gewöhnt hat?

Es ist wie mit den Fällen aus Münster: Einmal auf die unkonventionellen „Tatorte“ eingelassen, die zwischen Ernsthaftigkeit und Blödsinn pendeln, machen sie durchaus Spaß. Auch auf den zweiten Blick. Oder gerade dann.

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