Ihren Job als „Tatort“-Kommissarin hat sie an den Nagel gehängt, doch als Anwältin mit Herz macht sie weiter – Sabine Postel (66) spielt in der neuen Staffel der populären ARD-Serie „Die Kanzlei“, zu sehen ab heute jeweils dienstags um 20.15 Uhr, wieder die Strafverteidigerin Isa von Brede, die gemeinsam mit ihrem Sozius Markus Gellert (Herbert Knaup) kleinen Leuten aus der Patsche hilft.
Vor gut einem Jahr haben Sie Ihren letzten Fall als „Tatort“-Kommissarin Inga Lürsen gelöst. Haben Sie daheim irgendwelche Erinnerungsstücke?
Nein. Ich hatte ja auf meinen Dienstausweis spekuliert, aber der wurde mir weggenommen – vielleicht damit ich damit keinen Missbrauch treibe und ihn zücke, wenn ich mal zu schnell gefahren bin. (Lacht.) Ich habe dann aber von der Polizei eine Ehrenurkunde bekommen, die hängt jetzt bei mir in der Küche an der Wand neben einer Zeichnung von Loriot. Ansonsten habe ich nichts mitgenommen außer schönen Erinnerungen.
Die Serie ist beim Publikum sehr beliebt. Woran liegt das? Vielleicht weil hier, anders als mitunter im echten Leben, das Gerechtigkeitsgefühl siegt?
Die Anwälte in der Serie sind kleine Kämpfer für Gerechtigkeit, und das macht sie so sympathisch. Sie kümmern sich um die Sorgen der kleinen Leute, um die Underdogs, die woanders keine Chance haben.
Angefangen hatte seinerzeit alles mit Dieter Pfaff als Hauptdarsteller. Er starb 2013, vermissen Sie ihn manchmal noch?
Ja, sehr. Er war ein sehr intelligenter, warmherziger Mensch, deswegen waren wir befreundet und deswegen vermisse ich ihn natürlich. Indem wir die Serie und damit sein Werk weitergeführt haben, ist er immer noch sehr präsent für mich.
Was ist an den Gerüchten dran, dass es einen Neunzigminüter zu „Die Kanzlei“ geben soll?
Ja, den wollten wir ursprünglich schon im April auf einer Nordseeinsel drehen, das ging wegen Corona nicht. Nun soll es Mitte August weitergehen – statt in Einsamkeit und Wind wird nun in einer Ecke voll von Touristen mitten im Sommer gedreht. Mal sehen, wie das alles klappt.
Die Vorschriften für Dreharbeiten in der Corona-Krise sind sehr streng. Könnten Sie sich zur Not auch selbst schminken?
Theoretisch ginge das, nur wie sähe ich dann aus? Nicht zu Unrecht ist der Beruf der Maskenbildner ein so wichtiger, gerade jetzt, wo wir mit hochauflösender Kameratechnik drehen. Durch das Licht, das gesetzt wird, und durch die feinste Auflösung sieht jeder Pickel aus wie ein Berg und jede Falte wie der Grand Canyon. Da kann man sich nicht einfach ein bisschen Rouge auf die Wangen machen, sondern muss da sehr aufwendig arbeiten, um ganz normal auszusehen.
Wird dadurch das Älterwerden vor der Kamera noch schwerer als früher?
Wissen Sie, ich bin dafür, in Würde reifer und älter zu werden. Es hat ja keinen Sinn, dass ich mir das Gesicht durch eine Schönheitsoperation verzerren lasse. Wenn ich Glück habe und die OP gut gelungen ist, kann ich noch fünf Jahre lang jüngere Rollen verkörpern, aber das bringt’s ja nicht. Ich bin der Meinung, man muss gut aussehen, möglichst präsentabel und frisch wirken. Gegen sein Alter anzuspielen halte ich persönlich für unklug. Wir werden alle älter, und damit muss man umgehen.
Welche neuen Projekte haben Sie seit Ihrem „Tatort“-Ausstieg in Angriff genommen?
Vor Corona habe ich einen „Katie Fforde“-Film gedreht, das war großartig. Ich hatte außerdem das große Glück, eine „Traumschiff“-Reise zu machen, die wirklich sensationell war.
Das Gespräch führte Cornelia Wystrichowski.