Über ein halbes Jahrhundert hat Peter Weck die deutschsprachige Film- und Theaterlandschaft mitgeprägt. Heute begeht der Wiener seinen 90. Geburtstag. Als wir den Jubilar am Telefon erreichen, gibt es die Schlagzeilen um seine Begleiterin Joanna Rzepa noch nicht. Die 47-Jährige sei ein „ganz toller Mensch“, den er gern um sich habe, hatte er österreichischen Medien erzählt und damit einen Wirbel ausgelöst, den er so nicht gewollt hatte. Wir sprachen mit ihm über sein Schaffen.
Sie reden nicht gern über sich und schon gar nicht rückblickend. Dennoch: Gibt es Dinge, auf die Sie stolz sind?
Ich bin weitab vom Stolz und selten zufrieden. Wenn es gut ist, ist es in Ordnung. Aber wenn ich etwas herausstreichen soll, dann war das meine Übernahme vom Theater an der Wien und später die Generalintendanz über die drei Theater. Das war etwas, das ich in meinem Leben niemals vorhatte. Ja, ich bin dazu gekommen, wie die Jungfrau zum Kind. Der damalige Wiener Kulturstadtrat Helmut Zilk hat mich gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte. Und ich sagte: „Mein Gott, vorstellen kann ich mir vieles als Schauspieler – aber ob ich’s will?“ Dann hat der Zilk lange gedrängt, ist mir sogar nachgeflogen. Das Zweite ist: Ich wollte Musicals wie in England oder in Amerika auf die Bühne bringen. Und so kam es. (1983 feierte „Cats“ Uraufführung im Theater an der Wien – Anm. d. Red.) Das ist mir geglückt. Und der Musical-Boom hält bis heute an.
Sie sehen viele Stücke, die heute laufen, kritisch.
Na ja, wenn Musik dabei ist, wird es gleich Musical genannt. Ich habe damals die Präzision jedes einzelnen Darstellers so hochgehalten, dass er jeglicher Konkurrenz aus dem Ausland standgehalten hat. Das wird heute oft vernachlässigt. Wissen Sie, wenn ich heute ins Theater gehe, dann nicht als Kritiker. Ich möchte mich überraschen lassen – oft ist man schlecht überrascht. (Lacht.)
Es war Ihnen als Schauspieler wichtig, natürlich zu sein. Das Deklamieren lehnen Sie ab.
Das habe ich tatsächlich immer verachtet. Auch als Regisseur. Wenn jemand gekommen ist und so perfekt deklamiert hat, habe ich gedacht: „Oh mein Gott, das wird ein Haufen Arbeit, Natürlichkeit zu erzeugen.“ Mir war es wichtig, in den Charakter psychologisch einzusteigen.
Galt dies auch für Ihre Kino- und TV-Karriere?
Nein. Im Fernsehen hat man anfangs zwar mal Theaterstücke adaptiert. Aber nein, die Beschäftigung, die ich im Fernsehen erfahren habe, ist eher tragisch. (Lacht.) Da war ich der Liebe, der Nette, der Verzichter. Das war wie ein Mantel, den ich nicht mehr ablegen konnte.
Aber die Leute lieben Sie dafür.
Das ist richtig. Ich darf dafür nicht undankbar sein. Doch wenn man 66 Jahre mit den tollsten Leuten gearbeitet hat, und dann auf etwas wie „Ich heirate eine Familie“ reduziert wird, dann ist man innerlich schon betroffen. (Lacht.) Meinem künstlerischen Gehalt wird das nicht gerecht.
Das Gespräch führte
Katrin Basaran.