Ein Wunsch offen

von Redaktion

Schauspieler Christian Kohlund wird heute 70 und blickt im Geburtstagsgespräch nach vorn

VON CHRISTIANE OELRICH

Wenn es für Schauspieler so etwas wie den TV-Wettbewerb „The Voice of Germany“ gäbe, wäre Christian Kohlund sicher auf dem ewigen Siegertreppchen. Ja, sagt der Schauspieler mit sonorer Stimme, er stelle immer fest, dass die Menschen ihn schon durchs Hören erkennen. „Ein Geschenk aus der Familie“, nennt er das, „auf jeden Fall keine Whiskey-Stimme!“ Der 1,90 Meter große Sympathieträger zählt zu den bekanntesten Gesichtern im deutschen Fernsehen. Er war in der „Schwarzwaldklinik“, im „Traumhotel“ und vielen anderen Serien und Filmen, seit 2016 ist er mit dem „Zürich-Krimi“ präsent. Heute wird er 70 Jahre alt – und hat noch einen großen Wunsch im Leben. Aber der Reihe nach.

Mit dem „Zürich-Krimi“ kehrte Kohlund zuletzt zu seinen Wurzeln zurück. Der Schweizer wuchs dort nämlich zeitweise auf, und er kann, für deutsche Ohren ungewohnt, auch perfekt Schweizerdeutsch. Er spricht es selten, denn schon in frühen Jahren zog es ihn aus der Heimat weg Richtung Deutschland. Seit 1982 ist er mit der ehemaligen Schlagersängerin Elke Best verheiratet und lebt im Bayerischen Wald. Die beiden haben zwei erwachsene Kinder.

„Es hat mich immer in die Ferne gezogen. Jetzt habe ich manchmal das Gefühl, ich hätte in der Schweiz einiges verpasst“, sagt Kohlund. „Ich frage mich manchmal, wieso ich früher nicht öfters hier gewesen bin.“ Stört es ihn, für einen Deutschen gehalten zu werden? „Nein“, sagt Kohlund. „Ich habe nie drauf herumgeritten, dass ich Schweizer und nicht Deutscher bin. Ich habe mich immer als Weltbürger gesehen. Mein Vater ist in Dortmund geboren, die Vorfahren kamen aus Dänemark.“

Ein großer Erfolg war die Serie „Das Traumhotel“ mit Kohlund in der Hauptrolle als Manager Markus Winter. Von 2003 bis 2014 spielte er ihn vor Traumkulissen in aller Welt. Den Grundstein für seinen Dauerplatz im Herzen der Fans hatte Kohlund aber bereits in den 80er-Jahren als Professor Vollmer in der „Schwarzwaldklinik“ gelegt. Zu sehen war er auch in Klassikern wie „Derrick“, „Ein Fall für Zwei“ und „Das Traumschiff“. Seit ein paar Jahren sehen Zuschauer ihn nun als Anwalt Thomas Borchert im „Zürich-Krimi“.

Vollmer, Winter oder Borchert, was ist seine Lieblingsrolle? Kohlund zögert keine Sekunde: „Ganz klar Borchert.“ Er sieht den Anwalt als vielschichtige Figur, die für Schauspieler noch mehr Reiz habe als ein Strahlemann. „Bei so etwas wie Borchert, da hat man mehr Einfluss auf die Figur als in anderen Rollen. Und ich darf feststellen, dass man Leute, die ,Traumhotel‘-Fans waren, mitgenommen hat, dass sie die Figur auch mögen.“ Kurz vor Weihnachten sind die Folgen elf und zwölf geplant.

Bei aller TV-Präsenz sieht Kohlund sich aber als Theatermensch, wie seine Eltern, das Schauspielerehepaar Erwin Kohlund und Margrit Winter. Er stand schon als Kind an der Seite seines Vaters auf der Bühne und studierte später am Max-Reinhardt-Seminar in Wien. „Das ist meine künstlerische Heimat“, sagt Kohlund, der als Theaterschauspieler und Regisseur arbeitet und Hemingway und Kleist inszeniert hat. „Je vielseitiger man sich austoben kann, desto besser. Wichtig ist, dass der Beruf Spaß macht.“ Es müsse auch nicht immer die Hauptrolle sein. „In einer Produktion hat jeder eine tragende Aufgabe, das Ganze muss stimmen“, sagt Kohlund. „Was habe ich davon, die Hauptrolle zu haben, wenn alles andere nicht gut ist?“

Im Rückblick geht er auch mit sich selbst kritisch ins Gericht. „Ich bin auch nicht immer zufrieden mit mir, so ist es nicht. Man hat auch Arbeiten gemacht, die man im Rückblick nicht so toll fand“, sagt er. „Aber hey, das musste zu dem Zeitpunkt eben sein, und so ist es nun. Meine Maxime: Wenn du es machst, dann mach es so gut wie möglich.“ Auf der Theaterbühne hätte Kohlund noch einen Wunsch offen: „,König Lear‘ zum Beispiel, das ist ein sensationelles Stück. Wenn alles drum herum stimmt, ja, dann wäre ,Lear‘ reizvoll.“

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