Ihre internationale Ausstrahlung verdanken die Salzburger Festspiele zweifellos der Tatsache, dass sich hier die Crème de la Crème der Klassikbranche alljährlich die Klinke in die Hand gibt. Zum 100. Jubiläum darf allerdings gerne mal wieder darauf hingewiesen werden, dass am Anfang eigentlich ein Theaterstück stand, das bis heute untrennbar mit dem Festival der Reichen und Schönen verknüpft ist. Die Rede ist natürlich von Hofmannsthals „Jedermann“, dem Hannes M. Schalle und Hubert Nowak in ihrem Film „Die Träume des Magiers – Ein Jahrhundert Salzburger Festspielgeschichte“, den Servus TV heute Abend um 23 Uhr zeigt, reichlich Platz einräumen. Wobei der titelgebende Theatermagier Max Reinhardt, der das Spiel vom Sterben des reichen Mannes 1920 erstmals präsentierte, abgesehen von ein paar hölzernen Spielszenen bald von den Stars unserer Tage in den Hintergrund gedrängt wird.
Berühmte Jedermänner und Buhlschaften kommen mit persönlichen Erinnerungen zu Wort. Cornelius Obonya, Peter Simonischek oder Klaus Maria Brandauer, aber auch Veronica Ferres und Senta Berger, die im Interview über die teils unfreiwillige Ironie des Domplatzspektakels sinniert.
Andere prägende Regisseure oder Autoren wie den Salzburg durchaus kritisch beäugenden Thomas Bernhard, sucht man vergebens. Genau wie die Opernhistorie eigentlich nur am übermächtigen Schatten Karajans festgemacht wird. Dass man dessen Premiere von „Orpheus und Eurydike“ in der Felsenreitschule zwar erwähnt, dann aber mit der „Carmen“-Ouvertüre unterlegt, erscheint ähnlich schlampig wie die Blicke in die NS-Zeit. Natürlich illustriert mit Wagner. Selbst wenn dessen Präsenz im Spielplan eher übersichtlich war.
Die damals brodelnden und politisch aufgeladenen Rivalitäten zwischen Richard Strauss und Bruno Walter, Wilhelm Furtwängler und Arturo Toscanini werden lediglich angerissen, rauschen in der Starparade aber fast ebenso schnell vorbei wie die bedeutsame Neuausrichtung der Festspiele in den 1990ern durch Gerard Mortier. Aber auch das passt zu Salzburg, wenn Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler deutlich macht: „Oper braucht Stars. Eine Anna Netrebko wurde hier erfunden.“ Sie in einem Atemzug mit dem verdienstvollen „Young Singers Project“ oder dem „Young Conductors Award“ zu nennen, erscheint dennoch etwas euphemistisch und lässt die Dokumentation am Ende leider mehr als Imagefilm erscheinen.