Teuer ist nicht gleich gut

von Redaktion

Stiftung Warentest hat Apps untersucht, die Smartphones für Kinder sicherer machen sollen

VON TOBIAS HANRATHS

Endlich das erste eigene Handy! Das freut Kinder – und macht Eltern oft Angst. Denn mit dem Smartphone können auch nicht kindgerechte Inhalte (Gewalt, Sex, suchtgefährdende Spiele) ganz schnell Einzug ins Kinderzimmer halten. Die Frage ist: Wie kann ich mein Kind vor den finsteren Seiten des Internets schützen? Die Antwort ist ziemlich ernüchternd. Nicht wirklich umfassend. Eine Möglichkeit, ein wenigstens etwas besseres Gefühl zu haben, sind sogenannte Kinderschutz-Apps. Doch selbst die „guten“ unter ihnen bieten keine hundertprozentige Sicherheit, wie die Stiftung Warentest in der aktuellen Ausgabe berichtet.

Neun Programme für Smartphones und Tablets hat die Stiftung unter die Lupe genommen, darunter auch den eingebauten Kinderschutz von Apples mobilem Betriebssystem iOS sowie Googles eigene App Family Link für Android. Die Kinder-App kommt jeweils aufs Handy der Kids, die Elternversion auf die Smartphones der Erwachsenen. Aber: Beide (immerhin kostenlosen) Lösungen schneiden nur „befriedigend“ ab – unter anderem wegen fehlender pädagogischer Unterstützung für Eltern und lückenhafter oder zu schwammig formulierter Datenschutzerklärungen.

Das Problem obendrein: Für iOS-Nutzer gibt es kaum eine Alternative zu dem eingebauten Kinderschutz. Denn das Apple-Betriebssystem erlaubt Apps von Dritten nicht, auf sicherheitsrelevante Funktionen zuzugreifen. Deshalb können iOS-Versionen von Kinderschutz-Apps zum Beispiel das Surfen im Internet nach Ablauf einer voreingestellten Zeit nicht einfach sperren. Wer die Internetleitung wirklich kappen will, muss die iOS-Bordmittel verwenden, also Apps, die Apple bereits vorinstalliert hat. Immerhin eine von zwei durch die Warentester mit „gut“ bewerteten Kinderschutz-Apps funktioniert auf iOS wie Android: Die Gratis-Software Jusprog schützt Kinder vor dem Surfen auf bedenklichen Webseiten und bietet pädagogische Unterstützung. Deutlich mehr Funktionen, etwa eine Standortverfolgung und eine Installationssperre für Apps, hat die ebenfalls mit „gut“ bewertete, kostenpflichtige Kindersicherung von Salfeld im Angebot, die für iOS allerdings nicht zur Verfügung steht. Kinderschutz-Apps mit mehr Funktionen sind in der Regel kostenpflichtig. Jahreslizenzen gibt es teils für 15 bis 20 Euro, teils für höhere Beträge. Manchmal gibt es dafür aber auch Funktionen mit zweifelhaftem Nutzen. Die teuerste App im Test, Wondershare Famisafe, kostet zum Beispiel über 70 Euro pro Jahr und erhält die schlechteste Note.

Generell kritisieren die Warentester, dass viele Apps zu sehr auf Kontrolle und Verbote und weniger auf eine pädagogisch sinnvolle Begleitung Heranwachsender setzen. Besonders problematisch seien Apps, die Chat-Verläufe nach Schlüsselwörtern durchsuchen. Das soll Kinder und Jugendliche vor Gefahren wie Cybermobbing oder -grooming schützen, verletzt allerdings vor allem die Privatsphäre der Kinder, so die Experten.

Fazit: Eltern sollten sich im Klaren darüber sein, dass auch gute und seriöse Kinderschutz-Apps nur kontrollieren und blockieren können. Einen echten Schutz vor den Gefahren des Internets bieten sie nicht – und sind damit auch kein Ersatz dafür, Kinder bei den Gehversuchen im Netz zu begleiten und ihnen Medienkompetenz zu vermitteln. Wichtig bleibe immer das Gespräch zwischen Eltern und Kind. „Verbot und Kontrolle allein reichen nicht“, erklärt Testleiterin Simone Vintz. „Kinder müssen auch die Freiheiten des Internets entdecken und eigene Medienkompetenz entwickeln können.“

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