Agentin Alexa

von Redaktion

Die ZDF-Reportage „Datenkrake Amazon“ beleuchtet die dunkle Seite des Internetriesen

VON ASTRID KISTNER

Die Idee vom rundum zufriedenen Konsumenten, der zum treuen Käufer wird, machte Jeff Bezos (56) zum reichsten Mann der Welt. Mit der Gründung des Internet-Warenhauses Amazon verwandelte sich der bieder wirkende Buchhändler aus Seattle (US-Bundesstaat Washington) zum Titanen. Doch wie macht man einen potenziellen Kunden glücklich? Welche Bedürfnisse und Wünsche müssen befriedigt werden? Die Antworten holt sich Bezos bei denen, die es am besten wissen – seinen Kunden. In der kritischen und überaus sehenswerten ZDF-Reportage „Datenkrake Amazon“ beleuchtet Filmemacher Matthew Hill heute um 22.45 Uhr die dunkle Seite des Riesen.

In einem sind sich Wegbegleiter und ehemalige Kollegen Jeff Bezos’ einig – er ist ein Genie. Einer, der vor allen anderen erkannt hat, dass man mit Daten das große Geld verdienen kann. Sie zu sammeln, auszuwerten und zu nutzen, ist Amazons eigentliches Erfolgsgeheimnis. In der Zentrale in Seattle werden anhand der jeweiligen Klicks virtuelle Profile der Kunden erstellt und ihre digitale DNA analysiert.

Wichtiges Werkzeug beim Ausspionieren täglicher Gewohnheiten ist Alexa. Das sprachgesteuerte Helferlein steht in unzähligen Haushalten, merkt sich Einkaufslisten, spielt Musik, weckt, erinnert, erklärt, informiert – und hört ab. „Ich hasse den Gedanken, mein eigenes Wohnzimmer zu verwanzen“, sagt ein ehemaliger Mitarbeiter im Film, während der frühere Produktmanager Robert Frederic zugibt, Alexa auszuschalten, wenn er private Gespräche führe.

Und was sagt Amazon zu den Vorwürfen? „Wir nehmen die Privatsphäre unserer Kunden sehr ernst“, so das offizielle Statement im Film. Und das stimmt sogar. Mit größter Sorgfalt werden die Datenmengen gehortet. „Um unseren Service und unser Angebot noch besser machen zu können“, sagt Dave Limp, Vizepräsident von Amazon Hardware, der Alexa maßgeblich mitentwickelt hat.

„Um noch aggressiver ins Privatleben der Menschen eindringen zu können“, widerspricht Wirtschaftsprofessorin Shoshanna Zuboff. Sie warnt vor den weitreichenden Konsequenzen, die aus der scheinbar harmlosen Datenspionage resultieren. „Wir sind keine Kunden mehr, sondern wichtige Rohstoffquellen, die man perfekt manipulieren kann.“ Darüberhinaus nutze Amazon Geld und Macht, um in den Sicherheitssektor zu expandieren. So hat das Unternehmen die Rechte erworben, mit den Drohnen zur Auslieferung seiner Produkte auch einen Überwachungsservice anbieten zu dürfen. Ein neues Klingelsystem mit integrierter Kamera hat das Unternehmen über die britische Polizei an diverse Versuchsgemeinden verteilen lassen.

Eine Aktion, die Amazon-Mitarbeiter in einem offenen Brief an ihren Chef Jeff Bezos kritisieren: „Wir sollten nicht dazu beitragen, einen Polizeistaat zu gründen“, heißt es im Film.

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