Der „Doppelpass“ hatte Pech. 999 Ausgaben war er die bierselige, von Publikum gesäumte Fußballtalkrunde, die Verlässlichkeit am Sonntag um 11 Uhr. Die 1000. Ausgabe am 15. März sollte besonders feierlich geraten – und sie wurde trist. Imposante Gästeliste, doch keine Zuschauer. Deutschland war von Corona erfasst, die Bundesliga hatte den Spieltag abgesagt – und so saßen sieben Diskutanten auf der Bühne im verwaisten Foyer des Münchner Flughafenhotels.
Auch das zweite große Jubiläum des „Doppelpass“ hat Corona weggewischt – den 25. Geburtstag. Er wäre vor einer Woche fällig gewesen, normal hätte die Bundesliga da schon wieder gespielt. Auch das hat sich verschoben. Doch so ganz lässt sich der Sender Sport1 (früher DSF) das Feiern nicht nehmen. Am Sonntag, zum DFB-Pokal, startet die Gesprächsrunde in ihre nächste Spielzeit. Und erstmals seit Folge 999 vom 8. März wieder mit Zuschauern vor Ort. Ganze 40 sind zugelassen. Mit Hygienekonzept – wie im Fußballstadion.
Es gab ja durchaus Stimmen, die zum Ausdruck brachten, dass der „Dopa“ auch ohne Saalpublikum gut funktioniere, ja vielleicht sogar an Tiefe gewinne. Obwohl der Ball länger als zwei Monate ruhte und es mit den Gästen wegen der eingeschränkten Reisemöglichkeiten schwieriger wurde, sendete Sport1 am Sonntag weiter. Aus der Ziegelei, einem Fernsehstudio in Ismaning (Landkreis München), die Sport1-Leute brauchten von ihren Büros nur über die Straße zu gehen. Die Zuschauerzahl, sonst um die eine Million, blieb stabil über 600 000 – auch wenn über Infektions- statt Formkurven gesprochen wurde.
Es kamen auch Politiker in den „Doppelpass“ – Kevin Kühnert, Markus Söder (gut, er blieb nur bis zur Halbzeit, wegen Folgeterminen), zugeschaltet wurde Karl Lauterbach, der große Skeptiker in Sachen Wiederaufnahme des Spielbetriebs. Es wurde sachlich diskutiert, keiner musste sich produzieren, um den billigen Beifall aus dem Auditorium zu ernten. Ab dem 17. Mai war dann wieder der Fußball das Thema.
In die „Season 26“ startet man mit einem Gespräch weniger übers Aktuelle als über das große Ganze. Thema: Hat sich der Fußball in die richtige Richtung bewegt? Das werden drei Journalisten diskutieren, jeder steht für eine Generation. Der Senior ist „Kicker“-Herausgeber Rainer Holzschuh, fürs „Mittelalter“ steht Sport1-Chefredakteur Pit Gottschalk, jüngster Teilnehmer ist Max-Jacob Ost aus München, der den erfolgreichen Podcast „Rasenfunk“ betreibt, finanziert aus Spenden seiner Hörer. Stargast ist Uli Hoeneß, der verlässlich Top-Quoten bringt. Sein Zusammentreffen mit Max-Jacob Ost dürfte interessant werden. Denn Ost hat zwei Jahre auf sein neues Projekt hingearbeitet, einen Podcast über – Hoeneß. „11 Leben“ heißt er und wurde diese Woche veröffentlicht.
Für alle Fälle ist auch ein Schiedsrichter da, Patrick Ittrich. Er hat kürzlich ein Buch geschrieben über seine Leidenschaft. Ein Buch gibt es jetzt auch zum Sport1-Klassiker. „Doppelpass – Geschichten rund um die Kultsendung“ (Verlag Die Werkstatt, 160 Seiten, 19,90 Euro). Auf dem Cover – Hoeneß.