Bericht aus der Hölle

von Redaktion

Mit einem 15-Minuten-Film über Moria sorgen Joko & Klaas bei Pro Sieben erneut für Aufsehen

VON GREGOR THOLL UND RUDOLF OGIERMANN

Die Entertainer Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf haben 15 Minuten bester Sendezeit bei Pro Sieben genutzt, um ein Schlaglicht auf die Zustände an den EU-Außengrenzen zu werfen. In „A short Story of Moria“ schilderte am Mittwochabend ab 20.15 Uhr eine Viertelstunde lang ein Migrant auf Englisch mit deutschen Untertiteln, unter welch abenteuerlichen Bedingungen er über das Mittelmeer nach Europa kam und welch unwürdige Zustände er antraf. Rund 1,63 Millionen Zuschauer verfolgten die Sendung (Marktanteil: 5,8 Prozent).

„Mein Name ist Milad Ebrahimi, ich bin 21 Jahre alt und komme aus Afghanistan“, stellte sich der junge Mann vor, der seit Januar in Moria lebt. Per Video erzählte er von den katastrophalen Bedingungen in dem inzwischen bei einem Feuer zerstörten Lager auf der griechischen Insel Lesbos. In den Aufnahmen sind Tränengaseinsätze der griechischen Polizei zu sehen und viele weinende Kinder. Er habe es im dritten Versuch nach Lesbos geschafft, zuvor habe die Küstenwache das Boot, in dem er mit anderen Geflüchteten saß, zweimal an der Landung gehindert. Er habe gedacht, Europa sei Freiheit, sagte Ebrahimi. Dafür habe er beschlossen, hierher zu fliehen. Nun frage er sich, ob das alles ein schlechter Traum sei. Das Feuer habe die Welt gezwungen, endlich hinzusehen.

Eine Woche nach dem Brand in dem überfüllten Flüchtlingslager sind auf Lesbos immer noch rund 11 000 Migranten obdachlos, gut 1000 leben in einem neuen Lager. Griechenland will alle rund 12 000 Bewohner des abgebrannten Camps weiter vor Ort unterbringen und nicht aufs Festland bringen. Die Regierung befürchtet, dass noch mehr Migranten, die sich zurzeit in der Türkei aufhalten, zur Überfahrt nach Europa animiert werden. Das soll verhindert werden.

Joko und Klaas sagten zu Beginn der Sendung, die Bilder seien „am Rande des Erträglichen“, Man solle sie daher „bitte nicht mit Kindern schauen“. Und: Egal wie der Einzelne über die Flüchtlingskrise denke, „wir wollen, dass zukünftig jeder weiß, welche Zustände mitten in Europa herrschen, nur zwei Flugstunden entfernt“. Nach eigenen Angaben waren die beiden schon Wochen vor dem Brand mit Bewohnern des Camps sowie Helfern in Kontakt, um für den Beitrag zu recherchieren.

Winterscheidt (41) und Heufer-Umlauf (36) behandeln in ihrer Sendung „Joko & Klaas live“ immer wieder brisante Themen. So warfen sie einmal mit der fiktiven Ausstellung „Männerwelten“ ein Schlaglicht auf sexuelle Übergriffe gegen Frauen. Die freie Sendezeit hatten sich die Moderatoren in der am Dienstag ausgestrahlten Show „Joko & Klaas gegen Pro Sieben“ erspielt, in der sie zu Wettkämpfen gegen ihren Arbeitgeber antreten.

Von der Pro-Sieben-Geschäftsführung gab es am Donnerstag viel Lob. „‚Joko & Klaas live‘ hat erneut gezeigt, wie brutal und intensiv Fernsehen sein kann“, so Senderchef Daniel Rosemann. Mit ihrem Beitrag hätten Joko, Klaas und ihr Team „das Thema der Stunde zur besten Sendezeit auf die Agenda gesetzt. Danke für diese starken, schonungslosen und aufrüttelnden 15 Minuten.“

Auch in den Sozialen Netzwerken sorgte „A short Story of Moria“ für Aufsehen. Die meisten Kommentare waren positiv. „Danke, Joko und Klaas“, schrieb beispielsweise Maximilian Pichl bei Twitter: „Schwer erträglich, aber wichtig. Ja, das ist Europa. Ein Europa, in dem Menschenrechte nicht zählen.“ „Schön, dass manche Menschen mit ihrer Sendezeit etwas anzufangen wissen“, fand Journalist und Autor Micky Beisenherz, „Unbedingt ansehen“, empfahl Lena Plaut. „Gut gemacht“, lobte ein Kommentator des Videos bei Youtube: „Find’ euch echt nicht witzig, aber was ihr mit den 15 Minuten immer anstellt, verdient Respekt und Hochachtung!“

Artikel 2 von 2