Mehr Comedy als Musikshow

von Redaktion

FERNSEHKRITIK Das neue Pro-Sieben-Format „Famemaker“ ist hübsche Unterhaltung

VON JÖRG HEINRICH

Stefan Raab hat jetzt eine Kuppelshow. In „Famemaker“ (Pro Sieben) geht es aber nicht darum, latent liebeslustige Landwirte zu verheiraten. Stattdessen singen Kandidaten unter einer schalldichten Glaskuppel – und müssen drei Juroren begeistern, die sie nicht hören können. Das ist quasi „DSDS“ endlich ohne Gesang, was sich viele Menschen schon lange gewünscht haben. Zwar war die Raab-Neuheit längst keine Sensation wie einst „Schlag den Raab“, für  (zu lange) drei Stunden hübsche Fernsehunterhaltung reichte es trotzdem. Das sahen und hörten auch ordentliche 1,3 Millionen Zuschauer so.

Die größte Attraktion von „Famemaker“ war wie gewohnt nicht zu sehen. „Stefan Raab sitzt wirklich in der Regie und frisst Chips“, verkündete Pro Sieben gleich zu Beginn. Dass das Phantom von Köln hinter der neuen Show steckt, war allerdings an allen Ecken und Enden zu merken – von „TV total“-Stimme Manfred Winkens über die soulige Musik der Heavytones bis zum Zuschauerquiz, bei dem ein Anrufer nach bewährter Raab-Tradition gleich zwei Autos gewinnen konnte.

Die Bühne überlässt der kamerascheu gewordene Maestro den Juroren Carolin Kebekus, Teddy Teclebrhan und Luke Mockridge. Weil während der Auftritte kein Gesang zu hören ist, stehen ihre Gags und ihr Gefrotzel im Mittelpunkt. Und das macht teilweise richtig Spaß. „Ich hab Angst, das ist wieder Schlager, Leute“, klagt Kebekus bei einer für sie unhörbaren Sängerin, „ich hab so eine krasse Schlagerallergie.“ Und der ohnehin wunderbar hibbelige Teclebrhan erkundigt sich bei einer Kandidatin, die klingt wie eine rostige Gießkanne: „Seit wann singst Du, Valerie?“ Schlagfertige Antwort: „Seit gerade eben!“

„Famemaker“ ist mehr Comedy als Musikshow. Das könnte sich bis zum Live-Finale am 1. Oktober ändern, wenn die Juroren mit ihren Kandidaten eigene Songs und Auftritte einstudieren müssen – egal, ob sie singen können oder nicht. Bis dahin findet hoffentlich auch Moderator Tom Neuwirth, vormals Conchita Wurst, seine Rolle.

Und nach dem Finale erfindet Stefan Raab hoffentlich wieder eine richtig eigene, clevere, unterhaltsame Fernsehshow. Denn „Famemaker“ ist zu großen Teilen vom südkoreanischen Erfolg „I can see your Voice“ („Ich kann Deine Stimme sehen“) abgekupfert. Das hatte ein Raab früher nicht nötig.

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