Eine Serie, die chronologisch das Schicksal eines deutsch-deutschen (Doppel-)Agenten erzählt, endet zwangsläufig mit dem Mauerfall. Mit „Deutschland 89“ geht die international gelobte Trilogie über die Machenschaften der Geheimdienste zur Zeit der deutschen Teilung in ihre letzte Runde. Die acht neuen Folgen, zu sehen ab Freitag bei Amazon Prime, beginnen mit dem Fall der Mauer am 9. November 1989 – Hauptfigur Martin Rauch wird im Herbst und im Winter der Wende in tödliche Intrigen verstrickt. Hauptdarsteller Jonas Nay verkörpert den Spion seit der ersten Staffel „Deutschland 83“, die damals noch bei RTL Premiere hatte.
Sie sind 1990 geboren, tut es Ihnen leid, dass Sie den 9. November 1989, diesen emotionalen Höhepunkt der deutschen Geschichte, verpasst haben?
Dieser Moment der Maueröffnung, dieser unglaubliche Triumph einer friedlichen Revolution, wirkt auf mich magisch. Aber ich bin mit meiner Generation ganz selbstverständlich im geeinten Deutschland aufgewachsen und möchte das nicht missen. Für mich war Deutschland immer ein Land, und dass ich das nie in Frage gestellt habe, bis ich mich für die Serie intensiver mit der deutsch-deutschen Geschichte befasst habe, ist ein Beleg dafür, wie erfolgreich die Wiedervereinigung war.
Sie sind im früheren Westen aufgewachsen, nehmen Sie noch Unterschiede zwischen Ost und West wahr?
Klar gibt es strukturelle Unterschiede, und wer damals schon berufstätig war, ist durch die verschiedenen Systeme komplett unterschiedlich geprägt. Aber in meiner Generation ist das kein großes Thema mehr.
Warum ist es Ihrer Ansicht nach trotzdem wichtig, sich 30 Jahre nach der Wiedervereinigung mit diesem Kapitel der deutschen Geschichte zu befassen?
Weil es eine sehr lehrreiche Zeit ist. Wir müssen uns immer wieder vor Augen führen, wie wertvoll es ist, dass wir in Europa so friedlich miteinander leben, dass wir offene Grenzen haben – mal abgesehen von den Einschränkungen durch Corona. Wenn man sich die heiße Phase des Kalten Kriegs anschaut, sieht man, wie gefährlich das alles werden kann. Ich hoffe, dass unsere Serie die Leute aus meiner Generation dazu bringt, sich mit dieser Zeit auseinanderzusetzen.
Was muss man beachten, wenn man als junger Schauspieler jemanden aus den Achtzigerjahren spielt?
Aspekte wie Kleidung, Mode, Architektur und Stand des technischen Fortschritts spielen für viele Gewerke eine große Rolle, für uns Schauspieler auch die Sprechweise. Das Vokabular muss der Zeit entsprechen. Die Handlung spielt in der jüngeren Vergangenheit, deshalb gibt es noch viele Zeitzeugen, die all das bewusst erlebt haben, was ich selber nicht erlebt habe. Das macht es nicht einfacher. Gerade weil die Serie popkulturell inszeniert ist, melden sich immer wieder Kritiker zu Wort, die sagen: „Moment, ich habe diese Zeit komplett anders erlebt.“ Jemand hat sich mal bei mir beschwert, weil in einer Szene seiner Meinung nach die Tapeten nicht gestimmt haben.
Das Gespräch führte Cornelia Wystrichowski.