Es lohnt sich, das Schulfranzösisch aufzupolieren. Der ARD-Sender One beweist mit seiner herrlich bissigen Politsatire „Parlament“ Mut und zeigt die deutsch-belgisch-französische Produktion ab dem 6. Oktober im Original. Bereits ab heute ist die achtteilige Reihe, die den Zuschauer lustvoll ins Chaos des Europäischen Parlaments in Brüssel stürzt, mit deutschen Untertiteln in der Mediathek abrufbar.
Zugegeben, leichte Fernsehunterhaltung geht anders. Man muss schon konzentriert sein, um dem dialoglastigen Kammerspiel zu folgen. Wer dranbleibt, wird großen Spaß mit „Parlament“ haben. Der Wahnsinn einer Institution, die das Schicksal von 500 Millionen EU-Bürgern zu verwalten hat und dabei selbst regelmäßig den Überblick verliert, ist in jeder Minute spürbar.
Direkt nach der Brexit-Abstimmung beginnt der junge Franzose Samy (großartig gespielt von Xavier Lacaille) seinen Job als Assistent im EU-Parlament. Obwohl er an der Uni eine Menge über Politik gelernt hat, ist er auf diesen Posten in keiner Weise vorbereitet. Idealistisch, aber naiv, wirkt er im politischen Ränkespiel wie ein Welpe in der Kampfhundarena. Samy wird belogen und betrogen, er fällt auf falsche Freunde und faule Chefs rein. Und zu allem Überfluss sitzt ihm auch noch die deutsche Abgeordnete Ingeborg (Christiane Paul) im Nacken, die ihm eine schwierige Mission aufhalst. Er soll einen Gesetzesentwurf gegen das Abtrennen von Haifischflossen bei lebendigem Leib auf den Weg bringen. Für Samy beginnt ein Hindernislauf, bei dem er seinen Einfallsreichtum beweisen muss und seine Unschuld verliert.
Dank des großen Erfolgs in Frankreich ist schon jetzt klar, dass „Parlament“ fortgesetzt wird. Ob auch die deutschen Zuschauer die zweite Staffel herbeisehnen werden, bleibt abzuwarten. Zu wünschen wäre es der Reihe, die einen ebenso unterhaltsamen wie ernüchternden Blick auf das politische Treiben in Brüssel wirft. ASTRID KISTNER